Predigt vom 6.8.2023 – Verklärung Christi

2023-08-06-Verklärung Christi

Heimathaus Siddinghausen

Mt 17,1-9

 Liebe Schwestern und Brüder,

Eine Geschichte erzählt: „Das Auge hat einen herrlichen Berg erblickt. An seinem Fuß wuchsen Tannenwälder, in der Mitte sah es grüne Weiden und Matten, danach kamen, majestätische Felsen und zu guter Letzt der ewige Schnee wie eine luftige Sahnehaube. Das Auge machte sofort das Ohr darauf aufmerksam. Das Ohr aber sagte: „Ich kann von deinem Berg nichts hören.“ Das Auge fragte weiter: „Aber Du Nase, kannst doch den Berg nicht leugnen.“ Die Nase meinte. „Ich rieche nichts, rein gar nichts.“ Da wendete sich das Auge an den Mund, aber auch der behauptete: „Ich schmecke nicht, gar nichts.“

Also blieben dem Auge nur noch die Hand und die Fingerspitzen. „Fühlst du ihn nicht den großen herrlichen Berg?“ „Nein, ich fühle nichts“, antwortete die Hand

Ohr, Nase, Mund und Hand tuschelten miteinander hinter dem Rücken des Auges. „Mit dem Auge kann etwas nicht stimmen“, einigten sie sich, „ich glaube, das Auge muss in Therapie.“ (E.Lukas, Aus Krisen gestärkt hervorgehen, Kevelaser, 2013)

 

Haben sie das schon erlebt, dass Sie von etwas total begeistert sind, davon erzählen wollen, aber die anderen Sie nur teilnahmslos anschauen und vielleicht noch sagen: Spinnst Du?

Wenn wir heute ein Heimatfest feiern, dann geschieht das mit Begeisterung mit Überzeugung für die Heimat. Meine Heimat ist das hier nicht. Aber was die Kraft der Heimat, die Kraft aus den Wurzeln bedeutet, habe ich hier schon sehr stark gespürt.

 

Als ich 1982 zum Pfarrer in Siddinghausen ernannt war, bin ich hier her gekommen und habe mir inkognito das Dorf und die Kirche angeschaut. Und ich war total begeistert von dem Dorf am Hang, den Weiden und Wäldern und den Schafherden, die damals noch an einigen Hängen weideten. Und als ich in die Kirche kam, da gingen meine Augen erst recht über. Wie haben die Menschen es damals geschafft, fragte ich mich, in so kurzer Zeit von 1723 bis 1727 ein solches Bauwerk zu erstellen mit diesem Altar und der Ausstattung, ohne Kirchensteuer-zuschuss, ohne Bagger, LKW, Raupen oder Baukräne. Jede Portion Erde mit Spaten und Schüppe, jeder Stein mit der Hand bewegt.

Die Menschen lebten damals doch noch in ganz engen, Primitiven, oft nur strohbedeckten Häusern, Mensch und Vieh unter einem Dach.  Warum haben sie nicht zuerst für sich selbst gesorgt; sich vernünftige Dächer auf die Häuser gesetzt, mehr Komfort zugelegt? Nein!Die Kirche und der Glaube waren wichtiger.

 

Als ich meinen Freunden in Paderborn davon erzählte, da meinten einige auch: Sag mal, spinnst Du, das ist doch ein Dorf abseits, irgendwo hinter Büren; im Winter schwer zu erreichen, und solche Kirchen gibt’s doch überall. Warum diese Begeisterung?

 

Ich  hatte eben Feuer gefangen, vielleicht weil zu spüren war: Hier bist du der Wurzel des Lebens ganz nahe und damit auch der Begründung und dem Sinn des eigenen Lebens. Der Blick auf die Wurzel in der Natur sagt uns doch: Das Leben kommt nicht aus dem Menschen, sondern aus einem unendlichen Schöpfungsplan Gottes. Gerade in Zeiten dieser massiven Umwelt- und Klimaprobleme wird uns das doch schmerzhaft bewusst.

Und ich der Mensch, habe mich nicht selbst ins Leben gesetzt. Ich bin zwar durch meine Eltern ins Leben gekommen, aber nicht von ihnen. Ich komme aus der ewigen Wurzel, die wir Gott nennen. Schon im Ursprung der Evolution war ich vorgesehen. Darum sagt der Apostel Paulus: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ Und um diese Verwurzelung zu pflegen, darum war den Vorfahren dieses Gotteshaus so wichtig. Weil man einen Ort braucht zum Still-werden, zum Klagen, Hoffen und Schreien, zum Jubeln, Danken, Jauchzen, einen Ort, an dem die Seele sich erheben kann über den zermürbenden und grauen Alltag hinaus.

 

Ich war hier vier Jahre Pfarrer in den 80-er Jahren und in den Jahren von 2015 bis 2022 als Aushilfe vom Pastoralverbund Büren hier tätig. Und ich muss sagen: Geblieben sind auch bei mir viele Wurzeln, die mich in die Zukunft tragen. Wurzel aus vielen Begegnungen und Gesprächen in Familien, Vereinen, bei Festen, bei den Sakramenten, Taufe, Hochzeit, aber sehr stark auch in Trauerbegegnungen. Die Phasen der Sakramentenvorbereitung sind starke Wurzeln, die Halt geben für die Zukunft. Nie wird mir dabei z.B. die Erstkommunionvorbereitung 2021 aus dem Sinn geraten.

 

Nein, ich fühle nichts, sagen die anderen Sinne zum Auge. Für uns Menschen wäre es so wichtig, den Kontakt zu den Wurzeln des Lebens wieder zu spüren. Das würde unsere Seele erheben und unseren Umgang mit der Schöpfung verbessern… Darum sieben Sakramente…

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