Predigt vom 09.03.2025 – Versuchungen widerstehen

Lukas 4,1-13

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Rassel habe ich vor etlichen Jahren einem vielleicht 12-jährigen Jungen in Ghana abgekauft. Dort gibt es wie in vielen Ländern Afrikas das Problem, dass Eltern ihren Kindern sagen: „Wir können dich nicht mehr ernähren, schlag dich allein durchs Leben.“ Mädchen landen dann oft in der Prostitution, Jungen in Straßenbanden, oder – wenn sie klug sind – entwickeln sie wie der Hersteller dieser Rassel kreative Fantasie. Dieser Junge stand an einer der ehemaligen Sklavenburgen, die heute an der Westküste Afrikas touristische Attraktionen sind, sammelte dort die Kronkorken von den Flaschen der Touristen auf und bastelte solche Rasseln davon. Ich habe ihm diese abgekauft. Ich wunderte mich, als ich sah ich, dass da Bibelstellen drauf standen, z.B. Johannes 14,6. Ich fragte den Jungen: Weißt Du denn, was da steht? Klar antwortete er: „Da steht, dass Jesus sagt, `Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.´“ Die zweite Stelle lautet: Exodus 14,14. „Und was steht da?“ fragte ich. Er antwortete: „Als das Volk Israel vor dem Roten Meer stand und große Angst hatte unterzugehen, hat Mose ihm Mut gemacht mit dem Satz: „Gott kämpft mit uns.“ Der Junge erzählte mir, dass er die Bibel so gut kannte, weil sie das einzige Buch war, mit dem er in der Schule Lesen gelernt hatte. Und was bedeuten ihm gerade diese beiden Stellen? Er sagt: „Ich habe keine Freunde mehr. Sie haben mich in der Bnde verprügelt und rausgeworfen. Jesus ist mein einziger Freund, und Gott kämpft doch auch mit mir. Wenn ich bete, dann merke ich das.“ Weiterlesen

Predigt vom 23.02.2025 – Stunde des Mutes heute

2025-02-23-7.- So.-i.-J. Lk 6, 27-38 Wahlsonntag 2025

Liebe Schwestern und Brüder,

was ist das für ein Satz im heutigen Evangelium: „Segnet, die euch verfluchen, betet für die, die euch beschimpfen.“

Davon war in den letzten Wochen unendlich viel in diesem Land zu spüren: Von Beschimpfung, Verfluchung, Hass und Gehässigkeit.

Diese Zeit, da u.a. von der Regierung in Amerika so viel Hass und Demütigung ausgeht, erinnert mich an die Jahre vor der Machtergreifung der Nazis und an eine Frau, die ganz hier in der Nähe geboren wurde, an Elisabeth Freifrau von Spiegel von und zu Peckelsheim. Nach einem bewegten Lebensweg wurde sie 1925 zur Äbtissin von einem der wichtigsten Frauenklöster gewählt, von St. Walburg in Eichstätt. Als Nonne hieß sie Sr. Benedicta von Spiegel. Unter ihrem Schutz hat sich ab 1930 im Kloster ein Freundeskreis gebildet, der vor allem den Nationalsozialismus verhindern wollte. Man hat genau gesehen: Da kommt auf uns ein autokratischer totalitärer Staat zu. Zu diesem Kreis gehörten unter anderem der renommierte Journalist Fritz Gerlich, einst Gründer der heutigen süddeutschen Zeitung, und der Kapuzinerpater Ingbert Naab. Als alle in Deutschland sagten, so schlimm wird es schon nicht werden, gründeten sie die Zeitschrift „Der gerade Weg“, in der sie das Rassenprogramm und die Machenschaften der Nazis gnadenlos anprangerten. Weiterlesen

Predigt vom 9.2.2025 – Scheitern

2025-02-09-5.So.i.J. Lukas 5,1-11

Scheitern

Liebe Schwestern und Brüder,

„Immer versucht. Immer gescheitert. Egal. Versuch es wieder. Scheitere wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser.“ Diese Worte des Nobelpreisträgers Samuel Becket mögen einem einfallen bei der Erfahrung des heutigen Evangeliums: „Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Klagt Petrus.

An der westafrikanischen Küste in Ghana gibt es ein kleines Fischerdorf. Eikwe heißt es und liegt im Bezirk Takoradi. Da leben die Menschen vom Fischfang. In kleinen Holzbooten fahren sie hinaus, Boote, die aus der Ferne wie Nusschalen wirken.

Oft kommen sie nach harter Nachtarbeit erst am anderen Morgen zurück und bringen nur einen kleinen Eimer voll Fische nach Hause. Früher, so erzählte mir ein alter Fischer, waren die Fischgründe hier so reichhaltig, dass die Fische fast von selbst auf unsere Tische marschierten. Aber seit den 90er Jahren sind die Fangflotten draußen auf dem Meer so zahlreich geworden und haben ihre Netze so engmaschig gemacht, dass für uns nicht mal die kleinen Fische übrig bleiben. Da draußen dringen Trawler immer wieder illegal in die 12-Meilen-Zone ein. 80 % der so gefangenen Fische werden in die EU exportiert. Für uns bleibt so gut wie nichts mehr. Jeden Tag, jede Nacht neu versucht. Immer gescheitert… Weiterlesen