Predigt vom 16.06.2019 – Die Kraft von oben

2019-06-16_Dreifaltigkeit – Schrifttext: Joh 16, 12-15

Die Kraft von oben

Liebe Schwestern und Brüder,

Dreifaltigkeit: Gott ist Beziehung, der in Beziehung leben will mit mir als Mensch. Es gibt eine Kraft in mir, über die Gott zu mir Beziehung hält. Wie äußert sich diese Kraft? Ich erzähle ein Beispiel.

Einmal hatte ich in einer Grundschule einen Kindergottesdienst zum Thema Gebet und Beten gestaltet. Da kam nach dem Gottesdienst ein 8-jähriger Junge zu mir und sagte: „Ich bete jeden Tag ganz feste zu Gott, dass der neue Freund von meiner Mama die Nelly nicht mehr so schlägt. Aber der liebe Gott hilft einfach nicht.“ Ich fragte: „Wer ist denn Nelly?“ „Nelly ist doch mein Hund.“ Schoß die Antwort aus dem Jungen heraus.

Ich sagte: „Der liebe Gott kann nicht einfach bei euch in die Küche stürmen und dem Freund Deiner Mutter befehlen: Hör endlich auf damit. Er kann der Nelly nur durch dich helfen. Bitte ihn, dass er Dir ganz viel Mut gibt und Du dir ein Herz fassen kannst und zu Deiner Mutter gehst und ihr sagst, dass es dich ganz traurig macht, wenn die Nelly weiter so geschlagen wird.

Sechs Wochen später, beim nächsten Schulgottesdienst, kam der Junge wieder und strahlte: „Ich hab`s meiner Mutter gesagt. Und die hat dafür gesorgt, dass der die Nelly jetzt nicht mehr schlägt.“

 

Diese Kindererfahrung kann uns zeigen, wie der Hl. Geist wirkt. In der Lesung heißt es, die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist. Dieser Junge hat in sich die Liebe zu einer Kreatur. Er entdeckt in sich den Geist des Mutes, der Stärke. Indem er sich traut, der Mutter sein Leid zu klagen, ändert sich etwas zum Besseren. Der Geist Gottes kann nicht vom Himmel herabstürzen und die Welt verändern oder unsere Probleme und Krankheiten lösen.

Gott hat sich nach unserem Glauben radikal an den Menschen gebunden und kann nur durch uns  Menschen in dieser Welt wirksam werden.

 

Und darum heißt  die zentrale Frage eines jeden Menschen: „Welcher Geist regiert eigentlich mein Leben?“

Ist es der Geist: Hauptsache ICH, wie es anderen geht, ist doch egal?

Oder der Geist der Dankbarkeit für die vielen Lebensgeschenke.

Ist es der Geist der Angst, ich könnte meinen Lebensstandard verlieren oder der Geist der Freiheit und der Verantwortung für andere?

Der Geist grenzenlosen Konsums oder der des Miteinanderteilens?

Ist es der Geist des Vertrauens auf Gott oder der der Gottes-gleichgültigkeit?

 

Welcher Geist regiert mein  Leben? Der Geist der Liebe. 2016 ist ein Buch erschienen. Es heißt: „Meinen Hass bekommt Ihr nicht.“ Und geschrieben wurde es von einem französischen Journalisten, dessen Frau bei dem Terroranschlag in Paris am 13. November im Bataclan getötet wurde. Darin spricht er die Terroristen mit folgendem Satz direkt an: „Wenn dieser Gott, für den ihr blind tötet, uns nach seinem Bild geschaffen hat, dann muss jede Kugel, die meine Frau und all die anderen getroffen hat, eine Wunde in sein Herz gerissen haben.“

Ja, so ist das: Jeder Schmerz, den ein Mensch  einem anderen zufügt, reißt eine Wunde in das Herz Gottes. Aber dieser Journalist, Antoine Leiris, will den Mördern nicht seinen Hass geben. Denn dieser Hass würde ihn ja selbst zerfressen, und alle Energie rauben, die er doch jetzt für seinen einzigen Sohn braucht, den 2-jährigen Melvill.

 

Welcher Geist regiert mein Leben? Bei Antoine Leiris ist es der Geist der Freiheit und der Geist des Vertrauens, dass seine verstorbene Frau weiterhin bei ihm und dem kleinen Sohn ist und dass sie sich eines Tages wiedersehen im Paradies der freien Seelen, wie er schreibt. Dieser Glaube bewahrt ihn davor, in den Abgrund von irrsinnigen Hass und totaler Verzweiflung zu fallen.

 

Im Juni ist Firmung im pastoralen Raum Büren.

Firmung heißt Stärkung, Festigung , Festigung im Leben, in der eigenen Identität, im Selbstbewußtsein und vor allem im Vertrauen auf Gott.

Ich wünsche diesen Jugendlichen, dass der Geist des Vertrauens ihr Leben regiert wie bei dem Jungen, der sich um Nelly sorgte oder dem französischen Journalisten,

ich wünsche ihnen, dass nicht Angst sie regiert, die Angst etwa als Weichei verschrien zu werden, wenn man sich zu Gott bekennt,

ich wünsche ihnen den Geist der Sympathie, dass sie immer Freunde finden, die sie mögen und dass sie eines Tages die Partnerschaft und Familie gründen, in der sie glücklich werden.

Ich wünsche, dass sie im beruflichen Leben den Raum finden, in dem sie ihre individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten entfalten können und Freude daran finden.

Ich wünsche ihnen aber auch den Geist der Absage an alle Feigheit und Trägheit, die daran hindern, den Mund aufzumachen, wenn Menschen gemobbt oder anderweitig fies und demütigend behandelt werden.

In der Firmung bindet sich Gott auch an Euch und er sagt: Ich brauche euch, die jungen Menschen in dieser vibrierenden Zeit des Jahres 2016 mit all eurer Friedenssehnsucht und Eurer Abenteuerlust für eine bessere Welt.

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