Predigt vom 15.10.2017 – Teufel

2017-10-15_28. So._i-_ J._Predigt
Mt 22, 1-10
Abschied vom Teufel?

Liebe Schwestern und Brüder,
glauben Sie an den Teufel? Gibt es ihn wirklich, der in der Bibel mit
anderen Namen Satan oder Beelzebul heißt? Existiert er sogar im Plural
als viele Dämonen. Schon vor Jahren erschien ein Buch, das große
Aufmerksamkeit bekam. Abschied vom Teufel, hieß es. Die Hölle gibt es
nicht mehr. Der Teufel ist abgeschafft.

Der Teufel ist abgeschafft? Manchmal frage ich mich: Weiß das auch der
Teufel, dass er abgeschafft ist? Natürlich ist der Teufel keine
personifizierte Gestalt, die nachts um die Häuser, über die Friedhöfe,
durch die Wälder schleicht. Die Kirche behauptet, es gibt diese Kraft des
Bösen, die im Menschen und zwischen den Menschen wirksam ist. Und
manchmal denke ich, es gibt sie sogar in dummen Politikern, die mit dem
atomaren Feuer oder dem Schicksal von Millionen von Menschen
spielen.

In der Bibel ist die Macht des Bösen Gegenspielerin gegen die Macht
des Guten. Sie äußert sich z.B. in einem Satz des Apostel Paulus:
„Ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht
will“. Machen wir nicht bisweilen die Erfahrung, dass da Gefühle mit uns
durchbrennen, dass wir gemein sein können, obwohl wir es gar nicht
wollten, neidisch, eifersüchtig, wütend oder sogar hasserfüllt. Man muss
sich nicht Pech und Schwefel, Fegefeuer und Höllenqualen ausdenken,
um das Böse kennenzulernen. Man muss ihm nur bis zu den eigenen
Abgründen entgegengehen.

Die moderne Tiefenpsychologie sagt, es gäbe tief in unserem Herzen
jede Menge Bewohner, die polizeilich nicht gemeldet sind. Neid,
Verleumdung, Wut, Arroganz, Eifersucht, Hass, Lüge, Ärger oder Sucht
sind nur einige von ihnen.
Diese polizeilich nicht gemeldeten Kellerbewohner melden sich meistens
zu den unpassendsten Gelegenheiten zu Wort, bereiten uns Scherereien
oder bringen uns sogar in Beziehungsnöte zu anderen Menschen. Seit
den Tagen unserer ersten Kinderbeichte zerbrechen wir uns den Kopf,
wie man diese unliebsamen Untermieter austreiben kann. Wir haben
gelernt, ihnen mit moralischen Appellen zu begegnen: „Du darfst nicht;
Du sollst nicht; Halte diese Gebote….“ Die meisten von uns kennen das:
Wir sind als Kinder zur Beichte gegangen und haben uns ganz fest
vorgenommen, nicht mehr zu lügen, zu streiten, über andere
herzuziehen. Aber die besten Vorsätze waren oft nur von kurzer Dauer.

Warum sind diese Versuche so erfolglos? Der Verstand kann nicht
ausmerzen, was das Herz nicht hergeben kann. Auch die
Kellerbewohner sind Teile unserer Seele. Beim geringsten Versuch, sie
zu vernichten, beginnen sie zu kämpfen. Will man z.B. die Wut
abschaffen, dann wird sie erst richtig wütend. Darum bereitet uns diese
moralische Vorgehensweise nur Kopfzerbrechen. Bei manchen
Menschen kann sie zur Dauermigräne oder zum Aneurysma im Gehirn
führen.

Jesus empfiehlt im heutigen Evangelium einen ganz anderen Weg. Er
sagt: Lade beide, Gut und Böse, zum gemeinsamen Festmahl ein.
Gesteh Dir ein, dass auch die Hecken- und Kellerbewohner zum Tisch
deines Lebens gehören. Sag Ja dazu, dass Du auch wütend sein kannst,
manchmal neidisch, bis du gelb wirst, dass an jeder Ecke Süchte lauern,
die dich verschlingen können: Esssucht, Kaufsucht, Zuckersucht,
Spielsucht, Internetsucht… und, und, …

Wie aber lade ich diese bösen Seiten ein? Indem ich z.B. mit anderen
darüber spreche, sage, dass es in mir nicht nur Licht, sondern auch
Schatten gibt. Und wenn dich einer dieser Schatten gerade verletzt hat,
dann tut es mir leid. Im Evangelium lade ich sie besonders dadurch ein,
indem ich ins Zwiegespräch gehe mit Gott.
Und wenn ich sonntags zum Gottesdienst komme, dann sagt Jesus im
übertragenen Sinn: Lege alles Finstere ab, stelle es in das Licht Gottes,
bringe es zu diesem Altar: Deine Konflikte, deine Schwierigkeiten, deine
Fehler, Deine Angst, nicht gut genug zu sein, lege sie ab, deine
Bosheiten, deine Lieblosigkeiten, deine Gemeinheiten, lass sie los. All
das braucht dich nicht länger quälen, mich interessiert allein deine
Person, das, was Dich ausmacht. Denn ich, Dein Gott, bin vom Herzen
gut und milde. Bei mir kannst Du ehrlich sein, kannst Du dich entlasten.
Unter meinem Licht können sich die schattenhaften und hässlichen
Kellerbewohner wandeln: Aus Zorn kann Energie werden für das Gute,
aus Neid Dynamik für Gerechtigkeit, und aus Hass Antrieb für die Liebe.

Gibt es den Teufel? Ja, es gibt ihn als Kräfte des Bösen in vielen
Formen. Aber sie lassen sich verwandeln, wenn wir sie wie gleich bei der
Wandlung Brot und Wein, in die Sonne Gottes heben, verbunden mit den
Versen:
Entzünd in mir der Liebe Licht, entreiß mich meinen Ängsten, In deiner
Liebe, Jesus, Christ, die Du mir selbst gegeben, auch meine Lieb
vollendet ist, in dir hab ich das Leben. Amen.

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