Predigt vom 1.5.2016 – Frieden hinterlasse ich Euch

Predigt zum 6. Ostersonntag 2016-05-01
Joh 14,23-29
Frieden hinterlasse ich euch

Liebe Schwestern und Brüder,
es ist der 11.11.2011. Ein gerade vermähltes Paar kommt aus dem Standesamt. Ein Reporter tritt auf die Frau zu und fragt sie: „Warum war es für sie so wichtig, gerade heute, am 11.11.2011 zu heiraten?“ Da antwortete die Frau: „Als ich das erste Mal geheiratet habe, da war das am 9.9.1999. Ich fand das damals schon ganz lustig und kam deshalb darauf, bei meiner zweiten Ehe auch das Datum einer Schnapszahl zu wählen.
Manchmal scheint es mir, es gibt in unserer Gesellschaft so eine heimliche Norm, die lautet: Du musst immer lustig, spaßig, gut drauf sein. Bleib locker. Das ist das Gesetz der Zeit. „War ganz witzig“, das ist die höchste Form der Anerkennung bei Jugendlichen. Mama, jetzt entspann dich, werd doch mal locker, wirft die 15-jährige ihrer Mutter entgegen, als die sich aufregte, weil die Tochter die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen war.
Was aber ist mit denen, die nicht locker bleiben können, die das Leben gar nicht lustig finden?
Was in den zwölf Jahren zwischen 1999 und 2011 in ihrem Leben geschehen ist, erzählt die Frau nicht. Wieviele Tränen mag sie vergossen haben, als sie merkte, dass ihre erste Ehe scheiterte. Darüber spricht man nicht. Hauptsache lustig, spaßig…. Wir amüsieren uns zu Tode, und das manchmal trotz allem.
Bettina Wegener singt in einem ihrer Lieder:
„Manchmal sagen mir die Leute
man darf sein Gefühl nicht zeigen
denn die andern wünschten heute
lächelndes Geschwätz und Schweigen.
Und wer dieses Spiel nicht spielt
wird daran zugrunde gehen
weil man auf die Schwächen zielt
dürfen andre sie nicht sehn.
„Cool“ ist eins der Lieblingsworte
Gut getarnt scheint halb gewonnen
Eisgesicht aus der Retorte
Produktion hat schon begonnen…“

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