Predigt vom 20.04.2025 – Ostersonntag

Aus dem Osten das Licht – aus dem Westen der Luxus

Liebe Schwestern und Brüder,

das Geheimnis von Ostern drückt sich aus in drei großen Symbolen, dem Licht, dem Wasser und dem neuen Lied, dem Halleluja.

Zuerst das Licht, entzündet an der Osterkerze. Der ehemalige Erzbischof von Paderborn, Kardinal Jäger, hat mal den Satz geprägt: Ex oriente lux, ex occidente Luxus. Aus dem Osten kam das Licht, aus dem Westen kam der Luxus. Wird dieses ursprüngliche Licht des Glaubens, das Licht der Wärme, der Menschlichkeit, dieser Seelenfunken, von dem Meister Eckhard spricht, heute durch den Luxus erstickt? Das ist Auferstehung: Unter allen Trümmern dieser Welt ist dieser letzte Seelenfunken nicht erloschen, auch wenn er nur ganz klein glüht. Für diesen Glauben haben Menschen ihr Leben gegeben. Bonhoeffer schlägt deshalb vor, am Ende des Lebens nicht mehr von Sterben zu sprechen, sondern von Lichtwerdung. Sein Gedicht dazu klingt so: Weiterlesen

Predigt vom 17.04.2025 – Gründonnerstag

Liebe Schwestern und Brüder,

in diesen Tagen, da wir uns daran erinnern, dass vor 80 Jahren der 2. Weltkrieg zu Ende ging, fällt mir ein alter Mann ein, dem ich vor einigen Jahren in meiner Gemeinde jeden Monat die Kommunion gebracht habe. Der Mann hatte auf dem Tisch neben der Kerze und dem Kreuz einen Holzlöffel liegen, der sehr grob geschnitzt war. Ich fragte ihn, was dieser Löffel zu bedeuten habe. Da erzählte er mir, dass er einige Jahre in russischer Gefangenschaft in Sibirien verbracht hatte. Er erzählte mir, dass er dort ständig Hunger hatte. Morgens Hunger, mittags Hunger, abends Hunger, immer Hunger. Aber wenn es etwas zu essen gab, erzählte er, dann musste man einen Löffel haben, sonst bekam man nichts mit. Darum habe er sich damals diesen Löffel geschnitzt und er habe ihn immer bei sich getragen. Als er 1949 nach Hause kam, habe er es geschafft, den Löffel mitzunehmen und darum liegt er immer noch da. Weiterlesen

Predigt vom 09.03.2025 – Versuchungen widerstehen

Lukas 4,1-13

Liebe Schwestern und Brüder,

diese Rassel habe ich vor etlichen Jahren einem vielleicht 12-jährigen Jungen in Ghana abgekauft. Dort gibt es wie in vielen Ländern Afrikas das Problem, dass Eltern ihren Kindern sagen: „Wir können dich nicht mehr ernähren, schlag dich allein durchs Leben.“ Mädchen landen dann oft in der Prostitution, Jungen in Straßenbanden, oder – wenn sie klug sind – entwickeln sie wie der Hersteller dieser Rassel kreative Fantasie. Dieser Junge stand an einer der ehemaligen Sklavenburgen, die heute an der Westküste Afrikas touristische Attraktionen sind, sammelte dort die Kronkorken von den Flaschen der Touristen auf und bastelte solche Rasseln davon. Ich habe ihm diese abgekauft. Ich wunderte mich, als ich sah ich, dass da Bibelstellen drauf standen, z.B. Johannes 14,6. Ich fragte den Jungen: Weißt Du denn, was da steht? Klar antwortete er: „Da steht, dass Jesus sagt, `Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.´“ Die zweite Stelle lautet: Exodus 14,14. „Und was steht da?“ fragte ich. Er antwortete: „Als das Volk Israel vor dem Roten Meer stand und große Angst hatte unterzugehen, hat Mose ihm Mut gemacht mit dem Satz: „Gott kämpft mit uns.“ Der Junge erzählte mir, dass er die Bibel so gut kannte, weil sie das einzige Buch war, mit dem er in der Schule Lesen gelernt hatte. Und was bedeuten ihm gerade diese beiden Stellen? Er sagt: „Ich habe keine Freunde mehr. Sie haben mich in der Bnde verprügelt und rausgeworfen. Jesus ist mein einziger Freund, und Gott kämpft doch auch mit mir. Wenn ich bete, dann merke ich das.“ Weiterlesen