Predigt vom 20.04.2025 – Ostersonntag

Aus dem Osten das Licht – aus dem Westen der Luxus

Liebe Schwestern und Brüder,

das Geheimnis von Ostern drückt sich aus in drei großen Symbolen, dem Licht, dem Wasser und dem neuen Lied, dem Halleluja.

Zuerst das Licht, entzündet an der Osterkerze. Der ehemalige Erzbischof von Paderborn, Kardinal Jäger, hat mal den Satz geprägt: Ex oriente lux, ex occidente Luxus. Aus dem Osten kam das Licht, aus dem Westen kam der Luxus. Wird dieses ursprüngliche Licht des Glaubens, das Licht der Wärme, der Menschlichkeit, dieser Seelenfunken, von dem Meister Eckhard spricht, heute durch den Luxus erstickt? Das ist Auferstehung: Unter allen Trümmern dieser Welt ist dieser letzte Seelenfunken nicht erloschen, auch wenn er nur ganz klein glüht. Für diesen Glauben haben Menschen ihr Leben gegeben. Bonhoeffer schlägt deshalb vor, am Ende des Lebens nicht mehr von Sterben zu sprechen, sondern von Lichtwerdung. Sein Gedicht dazu klingt so:

„Wir treten aus dem Schatten bald in ein helles Licht.

Wir treten durch den Vorhang vor Gottes Angesicht.

Wir legen ab die Bürde, das müde Erdenkleid;

sind fertig mit den Sorgen und mit dem letzten Leid.

Wir treten aus dem Dunkel nun in ein helles Licht.

Warum wir’s Sterben nennen? Ich weiß es nicht!“

Das zweite Symbol des Ostergeheimnisses ist das Wasser. Nach nichts lechzen Milliarden Menschen dieser Welt mehr als nach Wasser, z.B. in den Dürregebieten dieser Welt, die auch durch den Klimawandel eine ungeheure Ausweitung erfahren. Für diese Menschen ist es ein Wunder, wenn sie bei uns erleben, dass man nur einen Kran in der Wand aufdrehen muss und Wasser strömt hervor. Bei unseren Besuchen in Afrika sparten sich die Menschen manchmal regelrecht das Wasser vom Munde ab, nur damit wir Besucher aus Europa uns damit waschen konnten.

Wasser ist das Wertvollste, was diese Erde zu bieten hat. Darum ist symbolisch die Quelle des Ostergeheimnisses so kostbar. Wasser sorgt für Belebung, Erquickung, Fruchtbarkeit, Trost. Darum wird jeder Christ am Beginn des Lebens mit Ostern getauft, damit die innere Quelle der Gottesbegegnung, Gnade und Hoffnung, des stillen Gebets nicht versiegt. „Wie der Hirsch lechzt nach Wasser, so sehnt sich meine Seele nach dem lebendigen Gott“, heißt es im Psalm.

Das dritte große Symbol des Ostergeheimnisses ist das neue Lied, das Alleluja. Alleluja, das wird gemeinhin übersetzt mit Preiset Gott, ist im Ursprung aber ein Stammellaut. Die Tatsache, dass das größte Problem der Menschheit, der Tod, durch die Auferstehung Jesu eine Lösung erfuhr, hat die Menschen so mit Freude durchdrungen, dass sie dadurch in lautes Jauchzen ausbrachen, wie man es etwa sehr deutlich in Händels Messias nachempfinden kann. Religion hieß immer auch, dass die Gestaltwerdung der Freude die Grenzen der Vernünftigkeit durchbrach und in Ekstase geriet. Auch das habe ich am stärksten in afrikanischen Gottesdiensten erlebt, wo man das Alleluja nicht nur singt, sondern mit dem ganzen Körper in totaler Innigkeit tanzt. Man findet keine Worte mehr, gibt sich einfach der Begegnung mit Gott hin. Alle kleinlichen Konflikte sind plötzlich vergessen angesichts der Erkenntnis, dass unser Leben viel größer ist als unsere leibliche Gestalt. Genau diese Erkenntnis, diese Begegnung mit dem unendlichen Licht hat die Frauen am Ostermorgen, allen voran Maria Magdalena, erfüllt.

Es gibt noch ein viertes Symbol, das sog. risus paschalis, das Osterlachen. In manchen Gegenden gibt es den Brauch, dass der Pfarrer in seiner Osterpredigt, die Gemeinde zum Lachen bringen muss.

Soll ich das jetzt mal versuchen? Ich erzähle eine Anekdote, die ich genau so erfahren habe.

Vor Jahren kam in der Gemeinde, in der ich damals war, die Mutter eines 5-jährigen Kindergartenkindes zu mir und sagte: Ich muss Ihnen erzählen, was ich heute Mittag erlebt habe. Da kam unser Felix aus dem Kindergarten nach Hause und berichtete: „Mama, bei uns im Kinder-garten ist ein Mädchen, die heißt Aische. Die glaubt nicht an Gott, sondern an Allah. Zu mir hat sie heute gesagt: Felix du kommst nicht in den Himmel. Du bist Christ. Alle Christen essen Schweinefleisch und deshalb kommt kein Christ in den Himmel. Dann schloss Felix den Satz an: „Mama, was glaubst du, wie die sich wundert, wenn die mich da oben trifft“.

Ostern, liebe Schwestern und Brüder, ist Hoffnung für alle.


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