Buchrezension auf Radio Maria Südtirol

Eine weitere Buchrezension gibt es auf Radio Maria in Südtirol:

Das Buch der Woche.

Aufatmen. Trösten und getröstet werden von Ullrich Auffenberg.

Die Trauer über dieses oder jenes Geschehen hat uns Menschen manchmal so stark im Griff, dass es uns scheinbar die Luft zum Atmen nimmt. In Zeiten solcher Unruhe, in Zeiten schwerwiegender Ereignisse in unserem Leben und im Leben unserer Lieben suchen wir oft verzweifelt nach einem Funken Hoffnung, nach einem Rettungsanker.
Aus diesem Anlass hat der erfahrene Seelsorger Ullrich Auffenberg ein Buch mit dem
Titel „Auf-Atmen Trösten und getröstet werden“, verfasst, welches uns in jenen Situationen konkret und ganzheitlich abholen soll, wo wir selbst nicht mehr weiterwissen, wo sich unsere Gefühle und Emotionen überschlagen und wir gleich einem sinkenden Schiff in die Tiefen des Meeres hinabgezogen werden.
Trauernde fühlen sich manchmal wie in einem kleinen Schaukelschiff, den Stürmen, den Wogen und den Wellen auf dem Ozean des Lebens ausgeliefert, so der Autor.
Die Schmerzen von Verlust und Trauer kommen häufig in Wellen. Es kann tagelang gut gehen und die See ruhig sein. Aber dann plötzlich kommt dieser Verlustschmerz wieder, wie eine Tsunamiwelle und schüttelt sie, reißt sie hin und her, droht sie sogar zu überfluten.
Ängste entstehen und die Befürchtung kommt hoch, in der Trauer unterzugehen.

Der Autor vergleicht diese Empfindung mit der biblischen Geschichte vom Seesturm.
Die Jünger sitzen im kleinen Boot auf dem See von Galiläa und sind in höchster Not, weil gewaltige Fallwinde auf den See herabstürzen und das Boot durchrütteln. Sie schreien um Hilfe. Aber ihr Meister, Jesus, schläft hinten im Boot. Sie wecken ihn und fragen vorwurfsvoll: Kümmert es dich denn nicht, dass wir zugrunde gehen? (Vgl. Mk 4,35-41).
Genauso geht es oft trauernden Menschen. Sie fühlen sich überflutet von Schmerzen, Panik und Ängsten und niemand scheint da zu sein.
Jesu fordert seine Jünger und gleichwohl auch uns in der heutigen Zeit, mit dieser biblischen Erzählung dazu auf, ihm, mit unserem ganzen Sein und aus vollem Herzen zu vertrauen.
Das heißt, zu Gott zu rufen, ihn zu bitten, anzuklopfen, wissend, dass er nicht schläft und unser Rufen hört. Das heißt aber auch, dass wir uns selbst auf den Weg machen müssen und Hilfe und Trost bei anderen Menschen suchen und annehmen. Menschen, die uns zur Seite gestellt sind. Menschen, welche uns Gutes zusprechen und uns in unserem Leid, in der Erfahrung von Sterben und Tod, begleiten und beistehen.

Msgr. Ullrich Auffenberg, geboren 1949, ist Pfarrer im Ruhestand und hat in seiner langjährigen Tätigkeit als Seelsorger viele Menschen begleiten dürfen, welche sich in Ausnahmesituationen befanden und sich der manchmal harten Realität des Leids stellen mussten. Der Autor nennt im Buch aber auch bekannte Persönlichkeiten wie Pater Alfred Delp, oder den holländischen Priester und bekannten geistlichen Schriftsteller Henry Nouwen oder auch den berühmten Sänger Paul McCartney und Nelson Mandela und führt aus, wie diese, in der Öffentlichkeit bekannten Personen, mit Trauer und Verlust umgegangen sind.

Ein Beispiel aus dem Buch vom deutschen Widerstandkämpfer und Jesuit Alfred Delp der vom Richter Roland Freisler am 11. Januar 1945 niedergebrüllt und zum Tode verurteilt wurde, soll uns die göttliche Kraft die in uns ist und in Extremsituationen zum Vorschein kommt, verdeutlichen.
Es heißt im Buch: Freisler hat ihn über alle Maßen gedemütigt, nannte ihn eine Ratte, ein widerliches Pfaffenschwein, trotzdem fühlte Delp sich nicht entwürdigt. Später schrieb er dazu: „ Obwohl ich vom ersten Wort an wusste, ich falle, habe ich mich keine Minute unterlegen gefühlt. Das war jenseitige Kraft“. Trost ist also letztlich eine jenseitige Kraft, die uns Menschen eingeprägt ist, nach christlichem Verständnis durch den auferstandenen Christus. An ihr können wir uns festhalten, selbst, wenn menschlicher Trost nicht in der Nähe ist oder versagt. Dazu passend auch ein Gebet von Ullrich Auffenberg:

Gott, halte mich in der Kraft, dem gewachsen zu sein,
was im Leben noch auf mich zukommen wird.
Reich mir – wenn’s sein muss- wie damals
Petrus, deine haltgebende und tröstende Hand, wenn ich über ein
Meer von Ängsten und Problemen gehen muss.
Lass mich nicht versinken, schenke Sicherheit und Vertrauen. Amen

Das rund 140 Seiten starke Buch umfasst 3 große Kapitel:

Trost in Sterben und Trauer.
Trost im Verlust von Identität und Selbstwert.
Trost im Verlust von Geborgenheit und Heimat und zudem noch Gedichte und Gebete.

Alle Geschichten in diesem Buch sind beeindruckend und zeigen wie vielfältig und einzigartig jede Trauerarbeit und jede Lebensgeschichte ist.
Der Priester Ullrich Auffenberg hat mit diesem Buch seine Lebenserfahrungen, seine Begegnungen mit Menschen aller Altersstufen geschildert und damit eine Sammlung von wertvollen Zeugnissen zusammengetragen, damit die Lesenden sich vielleicht in der einen oder anderen Geschichte wiederfinden und darin Trost und Halt erfahren.

Auf-Atmen. Trösten und getröstet werden von Ullrich Auffenberg.
Erschienen im Bonifatius Verlag, Paderborn, 2023.

Zu bestellen beim Verlag oder in jeder guten Buchhandlung.

Gerlinde Rieder


Es gibt sie auch als Audiodatei unter https://radiomaria.bz.it/radiothek/

(unter: „Buch der Woche“: BdW 231002 Auf-Atmen , Auffenberg, Ullrich)

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