Predigt vom 26.1.2025 – Bleib gesund

2025-01-26-3.Sonntag i.J. Bleib gesund

Lk 1,1-4;4,14-21

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn Sie heute von der Fastenoase nach Hause fahren, wie verabschieden Sie sich dann? Leb wohl, auf Wiedersehen, bis demnächst, Tschüss…? Vor drei oder vier Jahren in der Coronazeit wurde allgemein zum Abschied gesagt: Bleib gesund!

Das höchste Gut ist die Gesundheit!? Dieser Satz wird auf der Feier hoher Geburtstage heutzutage ständig kolportiert.

Der Psychotherapeut und Theologe Manfred Lütz weist darauf hin, dass der Gesundheitskult in unserer Gesellschaft geradezu religiösen Status angenommen hat. Er schreibt, auch schon vor Corona sei der Wert der Gesundheit weitaus wichtiger gewesen als der der Religion. In seinem Buch Lebenslust bringt er dazu folgende Beispiele:

Unsere Vorfahren bauten Kathedralen, wir bauen Kliniken.

Unsere Vorfahren machten Kniebeugen, wir machen Rumpfbeugen. Unsere Vorfahren retteten ihre Seelen, wir retten unsere Figur.

Unsere Vorfahren warteten im Advent auf die Ankunft des Herren Jesus. Patienten in der Uni-Klinik warten auf die Ankunft des Herrn Chefarztes, der mit einer Heerschar von Engeln in Weiß zur Visite kommt.“ Weiterlesen

Predigt vom 19.1.2025 – Überflutung durch KI

2025-01-19.-2.Sonntag i.J. Schrifttext: Joh 2,1-11

Überflutung durch KI

Liebe Schwestern und Brüder,

Was ist das für eine merkwürdige Geschichte? Da flutet Jesus eine Hochzeitsgesellschaft mit Wein und das zu später Stunde. Sechs Krüge zu je 100 Liter, 600 Liter Wein. Alkohol im Überfluss! Man fragt sich ja, wie die Gäste anschließend noch nach Hause gekommen sind.

An anderer Stelle flutet er eine riesige Menschenmenge mit Brot. Wunderbare Brotvermehrung. Allein 5000 Männer waren da, noch mal so viele Frauen und noch mehr Kinder. An die 20.000 Menschen werden satt und dann noch 12 Körbe, die übrig sind, für den Abfall? Das alles in einem damaligen bitter armen Land, in einer Mangelgesellschaft.

Was soll dieser Überfluss in diesen beiden Geschichten? Weiterlesen

Predigt vom 6.1.2025 – Dreikönige

2025-01-06-Dreikönige – Matthäus 2,1-12

Die niedergelegten Kronen

Liebe Schwestern und Brüder,

in der Kapelle Hillige Seele bei Paderborn, wo ich in der Silvesternacht um 24.00 Uhr Gottesdienst gefeiert habe, gibt es in der Krippendarstellung keine Figuren der Heiligen Drei Könige. Da liegen nur ihre Kronen. Es sieht so aus, als hätten die Könige die Kronen vor dem Kind abgelegt und seien dann verschwunden. Ich finde das ein starkes Symbol. Welche Kronen haben die Könige abgelegt? Die schwere Krone des Wissens, der Wissenschaften, mit denen sich diese Magier befasst hatten? Die Krone der grenzenlosen Macht der Politik und des Geldes? Die Krone von Prestige, Renommee, Ansehen mit einer Portion Eitelkeit? All diese Kronen haben ihren Glanz und ihre Energie verloren, müssen sich beugen vor der Erbärmlichkeit eines Stalles und dem im Elend geborenen Kindes, der nackten Menschlichkeit. Weiterlesen