Liebe Schwestern und Brüder!
Was soll diese rätselhafte Brotrede im Johannesevangelium, für die damals schon die Juden nur Kopfschütteln übrig hatten und nach der sich selbst die meisten Anhänger von Jesus trennten? Wir spüren, dass hier der Kern unseres eucharistischen Brotverständnisses liegt, vom Geheimnis des Glaubens.
Wolfgang Borchert, der Dichter, der infolge der Kriegseinwirkungen schon mit 26 Jahren 1947 gestorben ist, hat in einer Kurzgeschichte die symbolische Bedeutung des Brotes beschrieben.
“Die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau ist längst an den toten Punkt gekommen. Seitdem er nichts mehr verdient und sie nichts mehr zu essen hat, ist das vollends der Fall. Ewig hungrig und leer sitzen sie sich, wenn er abends heimkehrt, gegenüber. Und er sagt: ”Gib Brot”, und sie sagt “Gib Geld”. Sie denkt, wenn er doch endlich ginge. Aber er geht nicht. Er geht auch an jenem Abend nicht, als sie ihn anschreit, dass er nichts tauge. Er geht in die Küche und sie meint, er äße das letzte Stück Brot. Als sie in die Küche kommt und triumphierend sagt: ”Hat es dir geschmeckt?”, da liegt das Brot noch da, ist in Streifen geschnitten und schön hergerichtet. Das ist für sie so gewaltsam und plötzlich, so wie wenn ein Blitz einen Nachthimmel zerreißt.
“Komm, Du mußt etwas essen,” sagt er. “Ich habe keinen Hunger mehr, ich werde nie mehr Hunger haben,” erwidert sie und schiebt ihm den Kanten Brot hin. Sie sehen sich an und stehen sich eine Weile gegenüber. Sie starren einander in die Gesichter, wie Schiffbrüchige nach ihrer Rettung die Sonne anstarren. Und sie beginnen sich zu verstehen. Sie sieht dann, wie er das Brot bricht. Sie sieht, wie er den halben Kanten in den Mund schiebt. Sie nimmt den anderen Kanten und isst und lächelt wieder. Sie beide, sie können wieder lächeln”
Wie verzweifelt klingt das, wenn die Liebe an einen toten Punkt kommt. Ewig hungrig, leer…..Und alle Kommunikation ist beschränkt auf die nötigsten Floskeln: “Gib Brot, gib Geld…”Was gibts denn heute zu essen? Ist noch `ne Flasche Bier im Kühlschrank? Und sie denkt, wenn er doch endlich ginge, ich halte seine Nähe nicht mehr aus. Ja, die Nähe eines Menschen kann krank machen. Wie oft hat man das erlebt, z.B. in der Eheberatung.
Gib Brot. W. Borchert meint am Ende nicht das Brot, das wir in den Mund stecken und verdauen können, sondern das Brot der Partnerschaft, das Brot des liebenden Blickes, das Brot der Zuwendung. Am toten Punkt des Lebens stellt sich am ehesten die Frage: “Warum lebe ich eigentlich? Wovon lebe ich?”
Jesus spürt in dieser rätselhaften Brotrede diese Not des toten Punktes, den Tod der Beziehung und den Tod im Sinn des Lebens. Und er bietet Beziehung an; Beziehung letztlich zu ihm selbst. Ich bin das Brot, ich stille euren Hunger nach Beziehung, nach Sinn. Ich bin Brot, ich bin Leben, Wahrheit, der Weg zu Gott.
Für uns Christen ist der entscheidende Weg in ein erfülltes Leben und damit zu Gott der durch Christus und mit Christus und in Christus. Denn Jesus Christus ist Gott im Menschen. In ihm hat sich Gott ein für allemal geoffenbart. Dieser Glaube ist nächstes Jahr 1700 Jahre alt: Konzil von Nicäa 325. Wahrer Gott und wahrer Mensch. Ich habe Jahre meines Lebens mit der Suche nach letzter Wahrheit in allen Religionen, und Weltanschauungen verbracht: Hinduismus, Islam, Taoimus und und
Was ist das letzte Ziel? Woraufhin laufe ich zu? Am Ende merkt man: Ich muss mich entscheiden. Und seitdem ich mich entschieden habe, für Jesus Christus, geht es besser. Selbstverständlich toleriere ich, dass andere ihre Wege gehen. Aber für mich steht am anderen Ufer des Lebens Jesus Christus und führt mich in das Haus meines Vaters, zurück in die Geborgenheit meines Ursprungs.
Ungewollt ist eine ähnliche Botschaft am Freitagabend durch alle Medien gegangen. Eine farbige Deutsche hat, Yemesi Ogunleye, hat überraschend den Kugelstoßwettbewerb bei den olympischen Spielen gewonnen. Als sie gefragt wird, wie sie das geschafft habe, sagt sie: Beim letzten Versuch war eine Ruhe in mir, die war nicht von dieser Welt. Und dann singt sie beim Interview ein Gospel: Das kleine Licht Gottes will scheinen in mir, Glory halleluja. Schon vor Monaten hat sie der Süddeutchen Zeitung ein Interview gegeben, Da hat sie erzählt, dass sie schon im Kindergarten und der Grundschule gemobbt worden ist wegen ihrer breiten Nasen, ihrem ganzen Aussehen. Halt hat sie gefunden in einer Kirchengemeinde und bei einer Jugendleiterin. Sie hat ihr das Brot der Beziehung gegeben, wonach sie so sehr hungerte. Durch sie hat sie erfahren: Auch ich bin ein wertvoller Mensch, weil Jesus auch in mir lebt. Darauf kommt es an: Not I, but Jesus in me. Nicht ich, sondern Jesus in mir. Sagt sie der Zeitung.
Sie ist Mitglied in der Christian gospel church in Mannheim, eine Richtung der amerikanischen baptistischen Freikirche. Wir mögen diesen Glaube für naiv halten. Aber war nicht Martin Luther King nicht auch Pfarrer einer baptistischen Gemeinde. Ging nicht die farbige Bürgerrechtsbewegung von seiner Ebenezer-Gemeinde in Atlanta aus. Martin Luther King, von dem Obama sagt: Ohne ihn wäre ich nie Präsident geworden und Kamala Harris nicht Gegenspielerin dieses unseligen Nazisten Trump.
Manchmal denke ich: Wir haben als große Volkskirche zu lange an Dogmen, erstarrte Rituale und Gebote geglaubt, statt an den lebendigen Jesus in uns zwischen uns. Und schauen jetzt neidisch auf die Dynamisierung so mancher Freikirchen und wie sie den lebendigen Christus als Träger der Menschen unter die Leute bringen.