Predigt vom 15.8.2021- Mariä Himmelfahrt

Predigt zu Mariä Himmelfahrt 2021
Thema: Mariä Himmelfahrt

Liebe Schwestern und Brüder,
gegen Ende des 1. Weltkriegs, also zu der Zeit, als auch die Visionen
der drei Seherkinder von Fatima die Welt erfassten, entstand in Europa
eine neue Philosophie, die sich einfach auf Grund der Tatsache, dass
man gerade in vier Jahren Millionen von Menschen sinnlos und
erbärmlich hingeschlachtet hatte, sich fragte: Was ist der Mensch? Was
kann man wissen, was kann man sagen von seiner Existenz? Woher
kommt er, wohin geht er? Ludwig Wittgenstein, das Genie dieser
Philosophie der Sprache, stellte den Satz auf: Wovon man nicht
sprechen kann, davon soll man schweigen. Und wie kann man von
einem Gott sprechen, den man nicht sieht und phänomenologisch nicht
aufweisen kann, und der, wenn es ihn dann gäbe all dieses grenzenlose
Leid zugelassen hat. Also lieber schweigen.
Ich persönlich spreche seit vielen Jahren von Gott und von solchen
Geheimissen wie das des heutigen Tages: Aufnahme Mariens in die
ewige absolute Seinsweise Gottes. Darf ich reden vom Geheimnis oder
sollte ich lieber schweigen. Das frage ich mich jeden Tag.
Wo liegt die Lösung? Wenn unser Glaube nur im Kopf bleibt, dann fährt
er vor die Wand. Ich kann nicht von Gott reden, wenn ich nicht zuvor mit
ihm geredet habe, wenn ich mich nicht wie die Bernadett, Jacinta, Lucia
oder Franzisco vorher in ihn versenkt habe. Ohne die tägliche
Begegnung mit Gott, das Gebet, ist das Reden von ihm nur Laberei.
Und deshalb kann ich nicht vom 15. August sprechen ohne den 14.
August, ohne diese große Passion im August des Maxilmilian Kolbe und
vorher schon der Edith Stein am 7. August und Millionen anderer
Martyrer von Auschwitz und all der anderen Lager und Schlachtfelder.
Sie kennen die Geschichte. Bei den Erntearbeiten war am 1. Aug. 1941
in polnischen Vernichtungslager Auschwitz ein Häftling entflohen. Der
Lagerkommandant Fritsch hatte den gesamten Block antreten lassen
und wählte quälend lang 10 Häftlinge aus, verurteilt zum qualvollen Tod
durch Verdursten und Verhungern im 9 Quadratmeter großen
Todesbunker ohne jede Einrichtung. Als ein Vater von drei Kindern um
sein Leben flehte, da trat Kolbe aus der Reihe und ging für ihn in den
Tod. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben gibt für
seine Freunde.“ Solange es eben ging hat Kolbe mit seinen
Leidensgenossen gebetet und ihnen Trost gespendet. Als letzter wurde
er schließlich einen Tag vor Mariä Himmelfahrt mit einer Phenolspritze
getötet, weil man den Bunker für neue Verurteilte brauchte. Der Häftling,
der die Leichen aus dem Bunker ziehen musste, sagte später von der
Leiche Kolbes: „Sein Gesicht strahlte auf ungewöhnliche Weise. Seine
Augen waren weit geöffnet und auf einen Punkt hin ausgerichtet.“

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