vom 30. Oktober bis 1. November 2024 auf der HEGGE:
WERDE, DIE/DER DU BIST
Menschwerdung nach dem Vorbild
der Etty Hillesum
Unter den extremen Bedingungen der sich
anbahnenden Vernichtung schreibt die hol-
ländische Jüdin Etty Hillesum von 1941-1943
ihre Gefühle, Gedanken, Begegnungen mit
Gott und Menschen in Tagebücher und Briefe,
die in hoher Intensität vermitteln, was
Menschwerdung bedeutet. In unserer heute
so vibrierenden, oft richtungslosen Zeit kann
diese junge Frau, die mit 29 Jahren in
Auschwitz ums Leben kam, Orientierung für
menschliche Reifung in kürzester Zeit geben.
Auf folgenden Nenner könnte man viele ihrer
Aufzeichnungen bringen: „Sooft bin ich zornig, ärgerlich, wütend, aufgebracht über kleinlichste Kränkung und finde doch wieder
den Weg zur Gelassenheit, Ausgleich, Geduld und Güte… Liegt das vielleicht daran, dass das Innerste und Tiefste in mir Gott ist?“
Wenn Etty mit Gott spricht, dann blickt sie nicht zum Himmel, sondern hält beide Hände vor das Gesicht und horcht in sich hinein, auf den Grund der Seele. `Gott, warum hilfst Du nicht, siehst zu, wie dein Volk vernichtet wird?´
Sie hat keine Antwort. Aber sie lässt Gott nicht in Ruhe, nicht aus der Verantwortung,
sie hilft ihm, bei ihr zu bleiben. Sie hat keine Wahl: Sie muss Gott in ihrer Seele retten.
Sonst geht sie zugrunde.
Uns heute Lebenden liefert sie Maßstäbe. Sie gibt auch zu verstehen, wie wir umgehen
können mit dieser zentralen Glaubensfrage:
Warum lässt Gott (auch heute) so viel Leid zu?
Wir wollen in diesen Wegweisertagen
• wichtige Aussagen der Briefe und Tagebücher kennenlernen
• sie für unser persönliches Leben und unseren Glauben deuten lernen
• zur Ruhe kommen, entspannen, Meditation und Gottesdienst feiern
Referent:
Msgr. Ullrich Auffenberg
Jg. 1949, ist Pfarrer i.R. mit Zusatzausbildung in Erwachsenenbildung und Psychodrama.
Er wohnt seit 2022 im Christlichen Bildungswerk Die HEGGE.
Tagungsleitung:
Dorothee Mann, Die HEGGE
Anreise:
Mittwoch, 30.10.2024, bis 18.00 Uhr
(Beginn mit dem Abendessen)
Abreise:
Freitag, 01.11.2024, gegen 14.00 Uhr
„Sonntagmorgengebet.
Es sind schlimme Zeiten, mein Gott. Heute Nacht geschah es
zum ersten mal, dass ich mit brennenden Augen schlaflos im Dunkeln lag und viele
Bilder menschlichen Leidens an mir vorbeizogen. (…) Ja, mein Gott, an den
Umständen scheinst auch du nicht viel ändern zu können, sie gehören nun mal zu diesem Leben. (…) Und mit fast jedem Herzschlag wird mir klarer, dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in unserem Inneren bis zum Letzten verteidigen müssen.“
Etty Hillesum, Das denkende Herz,
Reinbek: Rowohlt 1988, S. 149.