2019-08-25_21._So._i._J. : Alexander v.Humboldt heute
Liebe Schwestern und Brüder,
alles Leben kommt aus einer Wurzel und ist in jeder Faser miteinander vernetzt. Mit dieser Erkenntnis hat Alexander von Humboldt das moderne Verständnis der Naturwissenschaften begründet. Die Naturwissenschaften begehen ein Humboldt-Jahr, weil er vor 250 Jahren, 1769, in Berlin geboren wurde. Sein Vater war Kammerherr am Hof des preußischen Königs Friedrich des Großen. Als der große Friedrich ihn als kleinen Jungen sah, sagte er zu ihm: Also Alexander heißt Du? Willst Du denn auch mal wie Alexander der Große die Welt erobern? Darauf antwortet der kleine Alexander von Humboldt: Ja das will ich. Aber nicht mit Soldaten, sondern mit dem Kopf.
Und das hat er getan. Er ist viele Jahre seines Lebens unter schwersten Bedingungen in den Regenwälder Amerikas unterwegs gewesen, später in Sibirien, in asiatischen Ländern. Er hat jede Pflanzen, jedes Tier, alle Lebewesen , die ihm begegnet sind, untersucht, aufgezeichnet und katalogisiert. Er hat tausende von Lebensarten neu entdeckt. Er hat den Chimborasso bestiegen und ist in unzählige Vulkane hinabgestiegen. Er hat festgestellt: Da unten ist nicht die Hölle, aber auch unterirdisch ist die Erde durch einen Feuerring miteinander verbunden. Seine Grund-erkenntnis: Alles Leben ist miteinander verbunden, alles kommt letztlich aus einer Zelle, aus einer Wurzel. Schadest Du dem Leben an der einen Seite, merkst Du es an der anderen. Schon vor 200 Jahren hat er immer wieder gesagt: Wenn ihr weitermacht, die Wälder abzuholzen zum Beispiel damals für den Bau von Eisenbahnschienen, wenn ihr z.B. durch Dampfmaschinen weiterhin die Luft belastet, dann wird es bald im Klima irreperable Schäden geben. Heute haben wir den Salat. Es gibt Schäden, die sind nicht mehr zu reparieren. Und diese Generation kann nicht sagen: Wir haben es nicht gewusst. Und da sehen wir das Drama, das sich gegenwärtig im Amazonas in Brasilien abspielt. Da muss doch die Welt zusammentreten und sagen: Das betrifft uns alle, ganz stark aber unsere Kinder, und Enkel, wenn der Regenwald endgültig fällt.
Alles hat eine Wurzel, ist miteinander verbunden. Auf Alexander von Humboldt baut Charles Darwin auf mit seiner Evolutionstheorie. Nach jahrzentelanger intensivster Forschung brachte er sein Werk heraus “Die Entstehung der Arten durch natürliche Auslese“. Das brachte das gesamte Weltbild durcheinander. Leben hat sich auf dieser Erde in einem Prozess über vier Milliarden Jahren langsam entwickelt, angefangen mit einer Zelle über die Entstehung primitivster Pflanzen, die ersten Meerestiere, den Säugern, den Androiden, bis hin zu den Affen, den Primaten und zum Schluss dem homo sapiens. Jetzt war der Mensch plötzlich nicht mehr Krone der Schöpfung, sondern lediglich Teil der Natur und ist mit allem Leben verwandt. Das hat auch die religiöse Lehre in ihren Grundfesten erschüttert und ihr einen Schlag versetzt, von dem sie sich bis heute nicht mehr erholt hat. An die Stelle des Glaubens an die göttliche Erschaffung von Pflanzen, Tieren und Menschen trat die Vorstellung, dass auch Menschen Produkte natürlicher Prozesse sind.
Wie kommen wir als Christen aus dieser Falle heraus? Es ist heute nicht mehr zu bestreiten, dass die Schöpfung evolutiv vorgeht. Naturwissenschaftler wie Humboldt, Darwin, später der Begründer der Ökologie, Ernst Haeckel, und viele mehr beschreiben das Wie dieser Entstehung. Aber sie können nichts sagen zu dem Warum dieser Schöpfung. Warum gibt es uns überhaupt? Warum gibt es uns vielmehr nicht? Nach unserem Glauben hat Gott den Anfang dieser Evolution gesetzt und er begleitet alle Entwicklungen, beseelt jedes Leben. Für uns Menschen heißt das: Wir können nicht leben ohne die Vorstellung auf ein absolutes personales Gegenüber, das wir Gott oder im Christentum Jesus Christus nennen. Wir würden verrückt, wenn wir lediglich materieller Körper wären, der im Evolutionsprozess wieder zur Erde verfällt und dann lediglich Humus und Dünger für neue Pflanzen ist. Deshalb kann der Mensch nicht nur als Naturmaschine leben, die konsumiert und ausscheidet und am Ende verfällt. Er muss auch meditativ, anbetend leben, um ein Warum, einen Sinn zum Leben zu haben. Beides hängt zusammen. Nur wer glaubt, rette die Welt.
Um diesen Zusammenhang von Glaube und Natur zu verinnerlichen, wollen wir in Siddinghausen vom 22. bis 29. Sept. eine Erlebniswoche veranstalten zum Thema: Sundays vor Future, als Sonnen, Licht-, Hoffnungstage für die Zukunft unserer Erde. Wir wollen z.B. an einem Tag in den Wald gehen, um zu sehen, welche Schäden die Hitzewellen der letzten zwei Jahre angerichtet haben. Wir laden jemanden vom Naturschutzbund ein, wir machen Kinder- und Jugendaktionen und feiern am Ende einen Gottesdienst der Farben in der Sidaghalle. Programm im Flyer.
Alles Leben kommt aus einer Wurzel. Darum hängt alles miteinander zusammen. Der große Theologe und Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer, hat darum vor 100 Jahren gefordert: Was wir am nötigsten brauchen, ist „Ehrfurcht dem Leben, Ehrfurcht vor jedem Leben“, denn wir sind Leben inmitten von Leben, das leben will.
Weil alles zusammenwirkt: Evolution und Schöpfung, Natur und Glaube, Friday and Sunday, darum diese Woche:
SUN-days for future
„Wenn Du freitags
auf die Strasse und
sonntags in die
Kathedrale gehst,
Wenn einer wie ein Gott
die Stirn berührt und
Ehrfurcht in die Seele dringt,
dann enthüllt sich dies Geheimnis:
Heilig die Luft, die du atmest,
kostbar das Wasser, das Du trinkst,
Geweiht die Erde, die dich nährt,
Gesegnet die Kinder, die
Zukunft und Hoffnung wagen.“
(Ullrich Auffenberg)