Predigt vom 13.03.2016 – Misereor

Predigt zum 5. Fastensonntag 2016-03-13
MISEREOR
Am 5,24

Liebe Schwestern und Brüder,
stellen Sie sich vor, unser Vater im Himmel hätte auf seine Schöpfung ein Patent angemeldet. Er hätte also auf seine ersten Blumen und Tiere so etwas wie ein Urheberrecht erhoben. Jeder, der anpflanzt oder Tiere züchtet, müsste also ab sofort Lizenzgebühren an den lieben Gott bezahlen. Ich denke, unser so ersehntes Frühjahr könnte gar nicht stattfinden. Da würden keine Küken aus den Eiern schlüpfen, keine Rosen sich entfalten, keine Kälbchen auf die Welt kommen. Ganz schlecht sähe es aus mit den Osterhasen, und die Kinder suchten vergeblich nach Ostereiern. Alles viel zu teuer wegen der zahlreichen Patente, der Frühling ist unerschwinglich.
Was Gott sich nicht traute, das maßen sich im Zuge der Globalisierung heutzutage Großkonzerne an. Sie durchkämmen die Länder der Dritten Welt nach wertvollen Pflanzen, die Urwälder die Regenwälder nach den schönsten Bäumen und erheben darauf Patente. Der Multikonzern Pioneer hat das Monopol auf Saatgut an sich gerissen. Die Folge ist, dass Millionen von Kleinbauern keinen Reis und Mais mehr anbauen können, weil sie die Lizenzen für das Saatgut nicht bezahlen können. Die bischöfliche Fastenaktion MISEREOR deckt diesen Missstand auf.
Wem gehört die Erde? Gott erhebt kein Patent…

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Predigt vom 6.03.2016 – Ein mieses Blatt im Spiel des Lebens

Predigt zum 4. Fastensonntag 2016-03-06
Thema: Ein mieses Blatt im Spiel Lebens
Schriftstelle: Lk 15,1-3.11-24

Liebe Schwestern und Brüder,
„das Leben ist wie ein Kartenspiel, und ich habe ein ganz mieses Blatt bekommen.“
So sagte Luisa.
Luisa war eins von 15 Mio verlorenen Kindern in Südamerika. Sie lebte in Nova Iguazu, einer Stadt in Südbrasilien. Die Mutter war schon früh verstorben. Der Vater hatte sie weggeschickt. Sie landete auf der Straße, zum Abschuss und zur Prostitution freigegeben. Luisa bekam mit 14 Jahren ein Kind, Raffael. Luisa wurde geschlagen, gedemütigt von Zuhältern, Kriminellen, sogar von der Polizei.
Lisette Eicher, eine Krankenschwester aus Paderborn, die in Nova Iguazu ein Heim für aidsinfizierte Mädchen gegründet hatte, fand Luisa in der Gosse, ihr totes Kind in den Armen, sie selbst völlig am Ende.
Lisette brachte Luisa in die Terra Promissa, in das Gelobte Land. So heißt ihr Heim für verlorene Mädchen. Zum ersten Mal in ihrem Leben schlief Luisa im sauberen Bett mit weißen Kissen. Jetzt sagt sie, habe ich ein Trumpf-Ass gezogen. Auch wenn ich bald sterben muss wegen Aids, wenigstens sterbe ich in weißen Kissen.
„Das Leben ist wie ein Kartenspiel.“

Was haben Sie, liebe Mitchristen, „für ein Blatt bekommen im Spiel des Lebens“ ? …

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Predigt vom 28.02.2016 – Nie allein

Predigt zum 3. Fastensonntag 2016-02-28 zu Lk 23, 43 ff
Thema: Nie allein

Liebe Schwestern und Brüder,
Filippo war Schüler der vierten Klasse. Er wurde ein Leben lang gequält und gepiesackt. Sie drängten ihn an den Rand des Wahnsinns.
Sein ganzes Leben bestand aus einem einzigen Test; denn alles wurde ständig auf die Probe gestellt: seine Geduld, seine Nerven, seine Gefühle. Pausenlos hackten sie auf ihn rum. Die Schüler, die Lehrer, sogar der Schulleiter, alle schikanierten ihn, schmierten ihn an, machten ihn ständig fertig.
Eines Tages gab die Religionslehrerin, Frau Melchior, den Schülern den Auftrag, Kreuze zu malen. Ricardo, der Banknachbar von Filippo, sprang plötzlich auf und rief: „Ha, ha, ha, guckt euch mal den Filippo an. Der hat wieder nichts kapiert. Der malt doch tatsächlich ein Kreuz mit zwei Köpfen. So ein Schwachsinn.“
Frau Melchior schaute sich das Bild an und fragte Filippo: „Was hast Du dir denn dabei gedacht?“ Da sagte Filippo: “Genau wie ich.“ „Wer ist genau wie du?“ fragte Frau Melchior zurück. Der Jesus, genau wie ich! Genauso behandelt wie ich. Genauso rumgeschubst, angepöbelt, ausgeschimpft und angespuckt wie ich. Darum zwei Köpfe: Ein Kopf für Jesus, ein Kopf für mich.“ …

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