Predigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis 2016-09-25
Lk 16,19-31
Der reiche Prasser und der arme Lazarus
Liebe Schwestern und Brüder,
vor zwei Wochen saßen in der ersten Bank einige Kinder, die redeten während des Gottesdienstes miteinander. Ich dachte mir, gehst Du hin und hältst sie zur Ruhe an. Ich tat es nicht. Gott sei Dank. Die Kinder hatten sich nämlich darüber unterhalten, wie die Hostie denn wohl schmeckt. Für sie, die sie noch nie eine Hostie empfangen hatten, eine wesentliche Frage.
Die Hostie schmeckt nur nach Mehl und Wasser. Aber es geht ja nicht um das sichtbare Brot, sondern darum für wen sie steht und was sich hinter ihr verbirgt. Und da ist die Frage: Schmeckt uns Gott noch? Haben wir Geschmack an Gott und für die Nahrung, die er unserer Seele schenken will? Oder sind wir von dieser Welt so übersättigt wie der reiche Prasser, übersättigt von Partys, Feten und Festen, übersättigt vom millionenfachen Angeboten der Discounter an Lebensmitteln und Getränken, dass wir den Hunger nach Gott gar nicht mehr spüren, so wie ihn der arme Lazarus empfindet, der Geschwüre überdeckt vor der verschlossenen Tür des Reichen einfach liegen bleibt.
Und, liebe Schwestern und Brüder, haben Sie sich nicht auch schon des öfteren wie ich ausgemalt, wie das sein wird, wenn man vor dem göttlichen Richter steht. Vielleicht steht dann neben mir ein armes Flüchtlingskind, das gerade im Mittelmeer ertrunken ist, und Gott wird sagen: Komm, Du Kind, Du hast vom Leben noch gar nichts gehabt, jetzt aber sollst Du in ewiger Liebe aufgehen. Und wird er dann zu mir sagen: Du hattest doch auf Erden schon einen richtig guten Komfort, jetzt mußt Du erst Mal draußen bleiben und spüren, was es heißt zu hungern, zu schmachten, unendlichen Durst zu haben?