Predigt vom 09.02.2020 Feuersbrunst vor 200 Jahren – Erdcharta heute

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Feuersbrunst vor 200 Jahren – Erdcharta heute

Liebe Schwestern und Brüder,

heute sind die Häuser dieses Dorfes nicht mehr mit Stroh gedeckt wie vor 206 Jahren, als 2/3 von ihnen Opfer einer großen Feuersbrunst  wurden, an die wir mit dem Agathatag erinnern. Heute haben wir eine moderne Feuerwehr, Blitzableiter, sind versichert gegen Hagel, Sturm und andere Katastrophen.

Warum sollten wir denn noch auf Gott vertrauen, um nicht gefährdet zu sein? Warum den Brauch der ewigen Anbetung zu Agatha, die Hagelprozession bis halbwegs Kneblinghausen gehen. Gottvertrauen ist nicht mehr nötig, wir vertrauen der Technik, der Versicherungspolice.

Sind wir nicht mehr gefährdet, müssen nicht mehr vertrauen auf Gottes Führung? Nach wie vor brechen Feuer aus, weit weg von uns in Australien, fast nicht mehr zu bändigen. Wer hat sie nicht in Kopf, die Bilder von brennenden und leidenden Tieren und Menschen? Klimaforscher sagen, diese Feuer haben Signalwirkung für die ganze Welt, also auch für uns in Siddinghausen. Wenn wir das 2 Grad – Ziel nicht einhalten, dann sehen wir heute in Australien, was uns allen sehr bald  bevorsteht. Durch die Erderwärmung ist keine Feuchtigkeit mehr im Boden, die die Pflanzen hält. Diese Schwächung der Pflanzen, ist sie nicht auch schon bei uns zu sehen. Das Abschmelzen der Gletscher in Grönland, der Antarktis sorgt dafür, dass die Meeresspiegel um 3 Meter ansteigen. Riesige Überschwemmungen sind die Folge. Bei Nicht-einhaltung des 2 Grad-Zieles werden bald die Perma-Frostböden in Sibirien und anderswo auftauen. Metan wird frei, das noch viel schädlicher ist als CO 2.  Heuschrecken Schwärme von 80 km Länge und 40 Km Breite, Erwärmung des indischen Oceans

 

Für unsere Vorfahren waren Katastrophen wie die von 1814 immer ein Anlass nachzudenken, das eigene Leben zu überdenken. Sie wurden sich bewusst: letztlich gehört uns die Erde nicht, gehört sie in die Hand Gottes und in die Hände unserer Kinder und Enkelkinder. Um daran zu erinnern, einmal im Jahr Agatha, einmal im Jahr Hagelprozession.

 

Aber heute gibt es noch ganz andere Hinweise als Gebetszeiten und Prozessionen. In der Enzyklika „Laudato si“ über die Bewahrung der Schöpfung bezieht sich Papst Franziskus oft auf die Erd-Charta und fordert Kirchen, Institutionen und Gemeinden auf, sich daran zu beteiligen. Die Erd-Charta gilt neben der Charta der Vereinten Nationen und der Erklärung der Menschenrechte als das dritte große Standbein der UNO, mit dem wir in die Zukunft gehen müssen. Sie ist in Beteiligung von tausenden von  Wissenschaftlern und Einrichtungen in den Jahren vor der Jahrtausendwende zur Gestaltung des 21. Jahrhunderts entstanden. In der Erdcharta rufen die  Vereinten Nationen alle Verantwortlichen in den politischen Gremien und Parlamenten, aber auch in den Schulen, allen pädagogischen und sozialen Einrichtungen, in den Konzernen und Wirtschaftsunternhemen auf, bei jeder Entscheidung und allen Lebenswegen immer zu fragen: Dient es der Erhaltung unserer Erde, oder dient es nur dem eigenen Profit.                Städte, die der Erdchartabewegung beigetreten sind, wie z.B. in unserer Nähe Warburg oder Höxter versuchen sich an diesen Prinzipien zu orientieren, wenn sie z.B. bei ihren Planerstellungen in die Natur eingreifen müssen. Schulen, die der Erdchartabewegung beigetreten sind, machen eine Reihe von Naturprojekten, fragen sich aber auch: Welches Klima herrscht in unseren Klassen? Wie gehen wir miteinander um?

 

In Fortführung der Woche „Sunday for future“ befasst sich der Pfarrgemeinderat in Siddinghausen und Weine mit der Frage: Wie können wir z.B. Richtlinien der Erdcharta auch für eine Kirchengemeinde umsetzen? Jesus sagt im heutigen Evangelium: Ihr seid das Licht der Welt. Wenn wir die große Lebensherausforderung unserer Zeit annehmen, können wir Christen ganz sicher leuchten vor dieser Welt. Das will Papst Franziskus.

 

Zukunftsforscher sagen: Die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts wird wieder eine sehr religiöse Zeit werden. Denn die Menschen werden merken: Wir haben die eigene Zukunft nicht mehr in der Hand. Es ist höchste Zeit, die Götter von Profit, Geldgier und Börse zu entmachten und der Ehrfurcht vor dem Leben und seinem Schöpfer wieder die erste Lebensmaxime einzuräumen. Amen.

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