Predigt vom 15.03.2020 – Ökovirus

2020-03-15_ 3._ Fa_So.

Ökovirus

 

Was Umweltschutzprediger und Friday-for-Future-Demos nicht schaffen, gelingt einem Virus, das die Welt bedroht: Massenhaft werden Reisen abgesagt. Statt bei meetings verständigen sich Geschäftsleute über Videokonferenzen. Die Bahn wirbt mit verbilligten Tickets dafür, das Auto stehen zu lassen. Pläne für Urlaub in der Ferne werden verworfen, ebenso Klassenfahrten. Der Ölverbrauch sinkt. Menschen verkneifen sich die Lust, dem Herdentrieb  Richtung Events nachzugeben. Shoppingtouren werden eingeschränkt. Man kocht zuhause, statt ins Restaurant zu gehen. Handelsmessen fallen aus. Satellitenaufnahmen aus dem Weltraum zeigen, wie weniger Produktion in Großbetrieben die Luftverschmutzung in China drastisch verringert hat. Das Klima freut sich. Der Klimawandel ist abgebremst.

 

So oder ähnlich wäre es dauerhaft, wenn auf Öko-Mahnungen und – Warnungen Taten folgen würden. Anders leben – eben. Jede Einschränkung hat ihren Preis. Corona lässt uns ein bischen spüren, dass die Meinung, wir könnten im Konsumwahn immer verschwenderischer weitermachen, eine gefährliche Illusion ist.

Doch schon schreit die Industrie auf und will staatliche Subventionen, um Einbrüche auszugleichen. Hoteliers, Tourismusagenturen und Fremdenverkehrsorte jammern. Der Handel verlangt zum Ausgleich mehr verkaufsoffene Sonntag. Fußballkonzerne sorgen sich um entgehende Einnahmen bei Geisterspielen oder Spielausfällen. Was rollt in dieser Welt, wenn der Rubel, der Dollar, der Euro, der Yen und der Yuan nicht mehr rollen?

 

In der jüdischen und christlichen Glaubensgeschichte waren Seuchen ein Signal dafür, dass mit der Lebensweise eines Volkes etwas Grundlegendes nicht mehr stimmt, dass die Menschen sich von Gott und seinem Heilsplan abgewendet hatten. Selbst Unschuldige müssen dann mit den Schuldigen leiden. In unserer entmythologisierten und aufgeklärten Gesellschaft, dass Schrecken, die über die Menschen kommen, eine Strafe Gottes seien, nicht mehr plausibel.

Positiv gewendet wäre es trotzdem möglich, in turbulenten Zeichen der Zeit eine Chance für Besinnung, Gewissenserforschung, Reue, Buße und Umkehr zu sehen, zur Überprüfung des eigenen Lebens. Maßhalten!!!

 

Das Corona-Virus wird eher nicht – wie etwa die Giftschlangenplage bei Israels Auszug aus Ägypten – das Volk wieder auf den rechten Weg zu Gott führen. Im Gegenteil: Aus Angst vor Ansteckung bleiben selbst fromme Christen den entleerten und sich immer mehr entleerenden Gottesdiensten fern. Aber die Chance zum Umdenken bleibt inmitten von Furcht, ja Schrecken. Kann Furcht auch wieder zur Gottesfurcht werden? Wenn ein Virus sogar zum Öko-Virus mutiert, warum sollte es nicht ebenso eine Bedenkzeit ermöglichen können. Die Gewissensprüfung ist möglich, nicht nur in Fasten-, nicht nur in Bußzeiten. Jederzeit.

CiG 11/2020

als pdf

Ein Gedanke zu „Predigt vom 15.03.2020 – Ökovirus

  1. Im letzten Jahrzehnt, ging es immer höher, immer weiter. Ein Stillstand oder gar ein Abwärts stand nicht auf dem Programm. Alles war möglich und wir hatten uns so daran gewöhnt. Immer weitere und aufwändige Urlaubsreisen, immer höherer Lebensstandard. Aber jetzt werden wir eines besseren belehrt, wir erleben einen steilen Niedergang und sind längst noch nicht am Ende. Die Zeit Nach-Corona wird diesen Niedergang noch fortsetzen und grundsätzliche Neuanfänge erfordern. Aber alles hat einen Sinn!

    Ich wünsche uns allen, dass wir jetzt nach dem wirklichen Sinn des Lebens ernsthaft suchen und wünsche uns auch, ihn mehr und mehr zu finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.