2019-09-22_25._So.I._J. – Das Gewissen
Liebe Schwestern und Brüder,
Eugen Roth hat über das Gewissen folgendes Gedicht geschrieben:
Ein Mensch von bangen Zweifeln voll,
ist unentschlossen, was er soll,
Ha, denkt er da in seinem Grimme,
wozu hab` ich die innere Stimme
er lauscht gespannten Angesichts,
doch er hört, er hört halt nichts
er hört noch inniger und fester,
nun klingt es wild, wie ein Orchester,
wo wir an sich schon handeln richtig,
macht sich die innere Stimme wichtig,
zu sagen uns, du sollst nicht töten,
ist sie nicht eigentlich vonnöten
doch wird sie schon beim Ehebrechen,
nicht mehr so unzweideutig sprechen
ja, wenn es klar in uns erschölle,
hier spricht der Himmel, hier die Hölle,
doch leider können wir vom Bösen,
das Gute gar nicht trennscharf lösen.
ist`s die Antenne, sind`s die Röhren,
die uns behindern, gut zu hören?
Ist`s, weil von unbekannten Punkt
ein schwarzer Sender zwischenfunkt?
Der Mensch, umschwirrt von so viel Wellen,
beschließt, die Stimme abzustellen
Gleichviel, ob er das Richt`ge jetzt tue
hat er zumindest seine Ruhe.
Gewissen ist das eine Instanz, die abgeschaltet ist? Die uns in Ruhe lassen soll? Gewissen, ein altmodischer Begriff?
Es sind nicht die großen Kirchen oder Religionsgemeinschaften, die in Millionen Menschen das Gewissen neu entzündet haben, es ist eine junge Frau aus Schweden, Greta Tunberg, die Jean d`Arc des Klimaschutzes. Diese Frau ist radikal. Sie kennt nur Entweder – Oder. Entweder Ihr lebt so weiter und macht diesen Planeten kaputt, oder ihr ändert eure Lebensweise, lernt zu verzichten und achtet die Elemente der Schöpfung.
Mich erinnert das an die Existenzphilosophie, jene philosophische Richtung, die fragt: Was macht eigentlich die Existenz des Menschen aus? Vor mehr als 150 Jahren hat der Begründer dieser Philosophie, der Däne Kierkegaard auch von einer Entweder – Oder – Entscheidung des Menschen gesprochen. Er hatgesagt, der Mensch habe die Wahl zwischen einer Lebensweise in Unverbindlichkeit und im einfachen Genuss der vorhandenen Möglichkeiten oder einer ethischen Lebensweise, die davon ausgeht: Wenn es dem anderen gut geht, wenn es meiner Umwelt in jeder Hinsicht gut geht, dann geht es auch mir gut. Darum steht der Mensch vor der Entscheidung, sein ihm bestimmtes Leben zu leben oder es zu verfehlen.
Die Entweder – Oder – These Jesu im heutigen Evangelium lautet: Entweder ihr dient dem Geld, oder ihr dient Gott. Wenn ihr nur dem Geld dient, lebt ihr unweigerlich auf Kosten anderer, auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt und auch in Eurer Nähe, auf Kosten der Natur und ihrer Ressourcen. Darum stellt sich die Entweder-Oder-Frage an jeden einzelnen so: Denke ich nur an mich, an meinen materiellen Wohlstand, an meinen Genuss, oder bringe ich mein von Gott bestimmtes Gewissen ins Spiel, gestalte meinen Lebensplan in seinem Auftrag. Um den Sinn seiner Lebensexistenz wirklich zu leben, hilft nach Kierkegaard dem Menschen nur der Sprung in den Glauben. Und am Ende haben wir Rechenschaft abzugeben über unser Leben. Dann ist Hölle kein Ort, in dem ein Feuer brennt, sondern die schmerzende Erkenntnis: Verdammt noch mal, ich habe ja mein Leben verfehlt, mein mir von Gott bestzimmtes Leben. Und Himmel ist kein Raum über den Wolken, sondern Frieden, weil ich zu-frieden bin mit dem leben, das ich gelebt habe. Amen.