2017-12-03_1. Advent
Schrifttext : Mk 13, 33-37
Wachet auf
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder,
wie werdet ihr den morgens geweckt? (Mutter, Wecker, Handy)
Als ich Kind war, war ich im Internat. Da ging morgens einer über den
Flur und schrie ganz lauf Aufstehen, Aufwachen. Manchmal ging er auch
mit einem Gong.
Manchmal frage ich mich heute: Müssen wir nicht aufwachen, um zu
begreifen, was wirklich Weihnachten ist. Ist diese Zeit nicht eine einzige
Zeit des Konsumrauschs geworden? Aufwachen aus diesem Rausch.
Ich war elf Jahre Pfarrer in Wiedenbrück. Da gibt es einen der
beliebtesten Christkindlmärkte in Deutschland. Der begann schon Ende
November und ich lebte mit meinem Pfarrhaus mittendrin. Einmal habe
ich über diesen gewaltigen Konsumrausch folgendes Gedicht
geschrieben:
Karussell und Reibekuchen
Kannst du jeden Tag aufsuchen,
Glühwein löscht der Kälte Durst,
für den Hunger gibt`s `ne Wurst.
Köstlich sind gebrannte Mandeln
Mais kann sich in Popkorn wandeln.
Sterne, Engel, Lichterketten
helfen den Profit zu retten.
Seit Wochen schon die Stille Nacht,
die Straßen voller Glanz und Pracht.
Oh du fröhliche klingt`s überall
Auf der Bühne, nicht im Stall.
Gnadenreiche Weihnachtszeit,
zum Kaufen jederzeit bereit.
Findet Weihnachten dann wirklich statt,
hast du dieses Fest schon satt.
Vom Rummel bist du müde, matt,
und tot ist dann die ganze Stadt.
Vom Turm nicht Bläser, sondern Glocken,
wollen in die Stille locken,
dein Herz berühren und dich fragen,
willst du Weihnachten denn wirklich wagen,
dann schau ins Dunkel, nicht in Blendung,
gib deinem Leben eine Wendung.
Such du die Mitte in dem Rad,
erst dann ist Weihnacht in der Stadt.
Also aufwachen, Weihnachten wagen. Aufgewacht, wann denn wagen
wir das wirkliche Weihnachten? Weihnachten ist nicht nur ein Fest am
25. Dezember, Weihnachten findet 365 Tage im jahr statt. Denn
Weihnachten bedeutet, dass Gott unser Herz berührt und es füllen will
mit Liebe und mit Frieden.
Weihnachten wagen wir, wenn in der Schule ein schwacher Schüler dem
Starken hilft. – Gong
Weihnachten wagen wir, wenn wir mit unseren Ohren hören, wenn einer
weint.-
Gong
Weihnachten wagen wir, wenn unseren Mund aufmachen und mit
unseren Worten Menschen trösten.
Weihnachten wagen wir, wenn wir unsere Hände öffnen und teilen, was
wir haben…Gong
Weihnachten wird es, wenn wir die Augen schließen und spüren, dass
Gott uns anrührt, dass Gott jetzt bei uns ist. – Stille – Gongschlag.
Wann fängt Weihnachten an?
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt,
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, darauf zu,
dann, ja, dann fängt Weihnachten an. (R.Krenzer)
Wir lassen uns das Weihnachtsfest nicht von Terroristen rauben, sagte
ein Politiker in Berlin. Er meinte damit aber nicht die Menschwerdung
Gottes im Herzen des Menschen, sondern den Weihnachtsmarkt, also
den Konsummarkt , in dem letztes Jahr der LKW Menschen tötete.