Predigt vom 14.5.2017 – 100 Jahre Fatima

Predigt 5. Ostersonntag 2017-05-14
Muttertag, 100 Jahre Fatima
Joh 14, 1-12

Liebe Schwestern und Brüder,
im Jahre 1989 hielt Mutter Teresa in der Beethovenhalle in Bonn eine Rede, in der sie von der Arbeit ihrer Schwestern der Nächstenliebe in der ganzen Welt berichtete.
Ganz still wurde es im Saal, als sie zum Schluss erzählte, wie sie einmal in den Müllstraßen von Kalkutta ein Kind aufgelesen hatte, das ganz abgemagert war und die Symptome von Mangelernährung und allen möglichen Krankheiten an seinem Leibe trug. Sie brachte es in ihrem Heim für verlorene Kinder unter.
Aber das Kind lief wieder weg. Die Schwestern gabelten es in den Slums wieder auf. So wiederholte sich das mehrmals. Warum lief das Kind immer wieder weg? Es hatte doch hier alles, was man zum Leben brauchte: ein kleines Bett, Kleidung, Essen? Schließlich ging man dem Kind nach und sah, wohin es Kind lief, zu seiner Mutter, deren einziges Zuhause ein Baum war, unter dem sie hockte, selber abgemagert bis auf die Knochen. Die Mutter konnte dem Kind keine Nahrung geben, keine Milch. Aber die Sehnsucht nach Mütterlichkeit war stärker als Hunger und Durst.
Diese Form von Bindung an die Mütterlichkeit des Lebens, kennen Sie die auch, liebe Mitchristen? Ich bin in den 50-x und 60-x Jahren mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Bei uns zu Hause gab es eine Frage, die stand in jeder Tür, lief durch alle Räume, die sprang Treppen rauf und runter. Diese Frage hieß: Wo ist Mama? Wenn wir von der Schule kamen: Wo ist Mama? Spielten wir miteinander und stritten uns dann: Wo ist Mama? Wurden wir krank oder holten uns kleine oder große Verletzungen, immer hieß: Wo ist Mama? Mutter, Mama, steht für den heranwachsenden Menschen für Zuflucht, Sicherheit, für Rückbindung an den Ursprung des Lebens, an diesen embryonalen Raum der Geborgenheit.
Rückbindung heißt mit einem lateinischen Wort Re-Ligio. Im heutigen Evangelium geht es um die Rückbindung an den Vater des Lebens. …

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