Predigt vom 18.2.2024 – Nichts gelernt

2024-02-18-1.Fa._So.-Nichts gelernt 

Liebe Schwestern und Brüder,

ich hab kürzlich eine ernüchternde Erfahrung gemacht. Ich war mit dem Buch „Kopf hoch – sonst siehst du die Sterne nicht“ zu einer Lesung in einer Bildungsstätte im Kreis Gütersloh. Das Buch ist entstanden auf der Höhe des Corona-Lockdowns im November 2020. Es geht darum, wie Menschen damals die Pandemie erfuhren und was wir vielleicht für die Zukunft daraus lernen. Danach habe ich Menschen per Telefon befragt. Viele positive Erfahrungen wurden genannt:  Weiterlesen

Predigt vom 11.2.2024 – Die alte Haut

2024-02-11-6. Sonntag im Jahreskreis – Der Mensch als alte Haut

Liebe Schwestern und Brüder,

La pelle, die Haut, so heißt ein italienischer Spielfilm, der im Jahre 1944 in Neapel spielt, als die Amerikaner dort einmarschierten. In ekelerregenden Bildern schildert der Film, wie es in diesem Kriegschaos zugeht, wie der Mensch erniedrigt, überrollt, besiegt, prostituiert und ausgebeutet wird, bis nur noch ein Aspekt von ihm übrig bleibt: Die Haut. Die Haut, die jeder zu retten versucht, die Haut, die man zu Markte trägt, die Haut, die man jemanden über den Kopf zieht, die Haut, die man so teuer wie möglich zu verkaufen sucht – der Mensch als alte Haut, als treue Haut, nackte Haut, verwundete Haut. Weiterlesen

Predigt vom 4.2.2024 – Wage zu leben

2024-02-04 5. Sonntag i. J.

Wage zu leben, wage das zu leben, was in dir ist und du nicht kennst.

Liebe Schwestern und Brüder,

morgens um 7.50 Uhr, am 7. August 1974, geriet die New Yorker Polizei in Entsetzen und die Bevölkerung von Manhatten ins Staunen, als sie zum Himmel blickten. Da sahen sie einen Artisten in 417 Metern Höhe zwischen den Zwillingstürmen des World-Trade-Centers auf einem Drahtseil hin- und hergehen. Philipp Petit hieß der Mann, der da ohne Netz und doppelten Boden in der höchsten Höhe über ein Seil balancierte, die je ein Artist bewältigt hatte. Heimlich und von den Wachmannschaften unentdeckt hatten zwei Teams des Philipp Petit in der Nacht das Drahtseil und all die Vorrichtungen, die sie brauchten, in den Fahrstühlen nach oben geschafft. Im Morgengrauen schossen sie das Seil von einem Turm zum anderen, und Philipp konnte darüber balancieren. Als er wieder unten war, wurde er sofort verhaftet und von den Polizisten zur Rede gestellt, warum er ein solch riskantes Unternehmen gestartet habe. Seelenruhig antwortete der Seiltänzer: 

„Wenn ich drei Apfelsinen sehe, dann muss ich jonglieren. Und wenn ich zwei Türme sehe, dann muss ich über ein Seil hin- und hergehen.“ Weiterlesen