Predigt vom 26.3.2023 – Fünfter Fastensonntag

2023-03-26_5.Fa.-So.

Misereor

Joh 11,1-45

Liebe Schwestern und Brüder,

Sag mir, was wiegt eine Schneeflocke?“ fragte die Tannenmeise die Wildtaube an einem schönen Wintertag. „Nicht mehr als nichts!“ gab die Taube zur Antwort. „Dann muss ich Dir eine wunderbare Geschichte erzählen“, sagte die Meise. „Ich saß auf  dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es anfing zu schneien. Nicht etwa heftig im Sturmgebraus, nein, lautlos und ohne Schwere, wie im Traum. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und Nadeln meines Astes fielen und darauf hängenblieben. Genau 3.741.952 waren es. Als die 3.741.953.  Flocke niederfiel – nichts mehr als ein Nichts wie du sagst-, brach der Ast.“ Damit flog sie davon. Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage, sagte sich nach kurzem Nachdenken: „Vielleicht fehlt ja nur eines Menschen Liebe zum Frieden in der Welt.“

Ich bekam diese Geschichte zugesandt mit der Bitte um eine Unterschrift unter einer Petition für die Menschen in Tibet gegen die Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung mit dem Vermerk: Vielleicht ist es gerade deine Unterschrift, die zählt.

Unter 8 Milliarden Menschen ist es vielleicht deine Liebe, die zum Frieden in der Welt beisteuern kann, ist es vielleicht dein Einsatz der zur Rettung des Klimas, der Artenvielfalt und der Reinheit des Wassers beiträgt.

Jede Schneeflocke zählt. Unter Billionen von Schneeflocken die auf die Erde fallen, ist jede einmalig. Jede Schneeflocke hat eine andere Struktur. Beim Menschen ist es ähnlich. Jeder ist anders, jeder ist einmalig.  Und jeder ist Teil eines großen Ganzen, für das er mitverantwortlich ist. Ich bin nicht nur Bürger im Kreis Paderborn oder Sie in Bruchhausen im Raum Arnsberg , wir sind jede und jeder  Teil einer universalen unendlichen Welt. Wie die Schneeflocke ein kleiner Teil einer riesigen Atmosphäre ist, so bin ich mit allen Existierenden verbunden und das genau bringt mich in Verantwortung für alles Leben.

Bald fliegen wieder Astronauten zum Mond. Weihnachten vor 55 Jahren, am 24. Dezember 1968, umkreiste zum ersten Mal ein Raumschiff den Mond, Apollo 8. Beeindruckt von der Weite des Alls lasen die Astronuten aus dem Mondorbit die Schöpfungsgeschichte: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde….und Gott sah, dass alles gut war.“ Eine ganze Welt war religiös bewegt. Nachdem die Astronauten aber gelandet waren, führten Atheisten Prozesse. In der Folge durften Astronauten nicht mehr im Weltall beten.

Als dann Apollo 11 auf dem Mond landete, da hat der zweite Mann, der der den Mond betrat, Edwin Aldrin, heimlich eine Brothostie und einen Kelch mitgenommen, und hat heimlich für sich dort auf dem Mond Kommunion, Abendmahl gefeiert. Sein Bibeltext dazu waren die Worte Jesu: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ Da haben wir es wieder. Alles ist mit allem verbunden, und alles ist letztlich mit Gott, dem absoluten Ursprung und Zielpunkt des Lebens verbunden. Jede Rebe zählt.

Darum diese MISEREOR-Aktion: Alles ist uns heilig.

Jede Flocke zählt, jeder Mensch zählt, und jeder Planet. Unsere Erde ist im Universum oder in den Multiversen auch nur ein Schnipsel, ein Staubkorn, nicht der Rede wert. Aber es ist ein unglaublich schönes Detailles einer großen Geschichte, aber auch ein sehr zerbrechlicher.

Das will uns dieses Hungertuch sagen.

Das war für mich die wichtigste Botschaft des Jahres 2018, die von Alexander Gerst. Unter dem Titel „Botschaft an meine noch nicht geborenen Enkel“ hat er am 25.11. 2018 gepostet: „Wenn ich aus dem Weltall so auf den Planeten runter schaue, dann denke ich, dass ich mich bei euch leider entschuldigen muss, meine noch nicht geborenen Enkel. Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation, euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.“

Jeder einzelne Mensch ist aufgefordert, seine Verantwortung zu entdecken, z.B. seinen Lebensstil zu überdenken.

Jeder sinnlos verschwendete Tropfen Wasser zählt, jedes weggeworfene Butterbrot, jede überheizte Wohnung. Denn wo soll denn Veränderung anfangen, wenn nicht bei mir persönlich.

So viele  sagen: was können wir denn machen, wir sind ja nur mit 2 % an den Kohlendioxid Emmissionen beteiligt.

Darauf antwortete kürzlich der profilierteste Klimaexperte Deutschlands, Hans Schellnhuber: Vielleicht sind es aber genau diese 2,5 % Verzicht,  die die positive Wende bringen, sozusagen die 3.741.953. Schneeflocke.

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