Predigt vom 24.11.2019 – Vergebung sofort

2019-11-24_Christkönig – Vergebung sofort

Liebe Schwestern und Brüder,

es ist der grausamste Augenblick, den man sich denken kann. Wenige Minuten vor dem eigenen Tod, den schrecklichsten Tod, den Menschen sterben können, den Tod durch Ersticken. Der Mann aus Nazareth hängt zwischen Himmel und Erde, quält sich am Kreuz regelrecht zu Tode. Neben ihm zwei Schwerverbrecher, Mörder wahrscheinlich oder Terroristen. Denn nur solche wurden im römischen Reich gekreuzigt. In dieser schrecklichsten aller Lebenssituationen sagt einer der Schwerverbrecher zum Rabbi Jesus: „Meister, denk an mich, wenn Du in dein Paradies kommst.“ Und der hat die Kraft zu reagieren, trotz allem. Er antwortet nicht, wie man es bei einem solchen Schwerverbrecher erwarten sollte. Er sagt nicht: Dann musst Du erst einmal beichten oder vor einem Gericht ein Geständnis ablegen, aufzählen, was Du alles verbrochen hast in deinem Leben. Darauf musst Du alles bereuen und dein Urteil erwarten. Vielleicht heißt dieses Urteil: Hölle sofort. Oder mindestens 100 Jahre Fegefeuer. Das alles sagt er nicht.

Er sagt nur diesen einen Satz: Heute, heute noch bist Du bei mir im Paradies. Vergebung sofort. Heute. Jetzt. Vergebung für ein ganzes verpfuschtes, weggeworfenes Leben. Der Funke einer Sehnsucht nach Vergebung und nach einem Leben in Harmonie, wofür das Paradies ein Bild ist, reicht aus, gerettet zu werden.

Wie anders ist in all den Jahrhunderten oft die Verkündigung der Kirchen gewesen. Wie hat man geglaubt Menschen durch Androhung von Hölle und Fegefeuer bei der Stange zu halten. Ein renommierter Theologe unserer Zeit schreibt: „Man kann gar nicht beschreiben, wie verhängnisvoll sich die Vorstellung von einer ewigen Verdammnis in der Hölle in den Menschen ausgewirkt hat und noch auswirkt. Das war einer der schweren Irrtümer der christlichen Geschichte, dass man die endgültige Verzweiflung als Bild von Menschen an den Horizont der Zukunft gemalt hat.“

Anders dieser Jesus. Die endgültige Verzweiflung gibt es nicht, nur endgültige Vergebung ohne jede Nachfrage. In seinen Abschiedsreden nach Johannes hat er nicht gesagt: ich gehe hin, um euch entweder im Himmel oder in der Hölle einen Platz vorzubereiten, sondern um euch bei meinem Vater einen Platz vorzubereiten. Also für jeden von uns ist schon bei Gott ein Platz reserviert. Das entbindet uns nicht davon, uns in allen Bereichen des Lebens um das Gute zu bemühen. Aber die Begründung dafür kann nicht sein die Angst vor ewigen Höllenstrafen, sondern die Gewissheit, dass Gott uns schon seit unserer Geburt liebt und uns für immer einen Platz bei sich reserviert hat.

Das ist die Macht dieses Königs, des Christkönigs, das Tor zu einem besseren, glücklicheren Leben zu öffnen. Es ist die Macht, Licht in die Schatten von Menschen zu bringen

Jeder Mensch, der einem anderen Vergebung ermöglicht, der vom Schatten in das Licht führt, ist ein Christ, ein Christkönig. Und manchmal sind es Kinder.

In der letzten Woche…

Ein sechsjähriger hat Leukämie und kommt zum Sterben. Der Vater hat gesagt, er wolle auf keinen Fall beim Sterben seines Kindes dabei sein. Der Junge erwacht aus dem Koma und sagt: Ich sehe ein Licht. Er fällt zurück ins Koma. Nach Stunden erwacht er wieder und sagt: Ich will ja zum Licht gehen, aber ich will, dass Papa jetzt hier ist. Die Hospiz-mitarbeiter sorgen dafür, dass der Vater kommt. Der Junge stirbt in den Armen seines Vaters.

Ein sechsjähriger steuert den Vater und sorgt dafür, dass der Vater keinen Fehler macht, den er sich wahrscheinlich im späteren Leben nicht verziehen hätte. Ein Sterbendes Kind nimmt dem Vater die Angst. Welche Größe eines kleinen Menschen.

Wenn die Melodie des Lebens tönt

leise hell und klar

und ich spüren darf

ganz und gar bei mir zu sein

dann kann ich glauben:

HEUTE bist du da, Gott.

Wenn ich neues Leben schaue

unbefangen, fröhlich, frei

wenn ich Menschen sterben sehe

mit sich und ihrem Leben eins

dann kann ich glauben:

HEUTE bist du da, Gott.

Wenn ich verzweifelt bin

Und keiner Liebe folgen kann

denke, es sei so sinnlos

dieses Leben, zum Wegwerfen

und doch das Wörtchen Trotzdem

höre und ein Fünkchen Hoffnung

unter toter Asche spüre

dann kann ich glauben:

HEUTE bist du da, Gott.

Und wenn am Horizont des Lebens

Der Widerruf der Zeit erscheint

Und ich mit meinem Ende rechnen muss,

dann möchte` ich tapfer durch den Tunnell

gehen zu jenem anderen Ufer

an dem Du sprichst:

Ich bin da, HEUTE bin für dich da.

Heute noch bist Du bei mir im Paradies.

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