Predigt vom 1.1.2018 – Neujahr

2018-01-01_Neujahr

Ein Guter Stern über Deinem Neuen Jahr

Liebe Schwestern und Brüder,

Der schönste Neujahrsgruß, den ich vorgestern bekam, hieß: Über deinem Neuen Jahr möge ein guter Stern stehen.

Der Maler der Mona Lisa, der große Wissenschaftler des 15. Jahrhunderts, Leonardo da Vinci, hat den Satz geprägt: „Binde deinen Karren an einen Stern.“ Hab im Leben eine Hoffnung, eine Vision. Ich sehe hier in der Kirche heute Abend viele ältere Menschen, die schleppen schon einen ziemlich schweren Lebenskarren mit sich herum, gefüllt mit ganz viel Arbeit, aber auch mit Erfahrungen von Abschieden, Trauer, Krankheit oder Enttäuschungen. Ist ihnen im letzten Jahr auch ein Stern aufgegangen, der es leichter machte, den Lebenskarren zu ziehen? Vielleicht die Geburt eines Kindes oder Enkelkindes, eine Gesundheit nach einer Krankheit, ein glücklicher Augenblick in der Familie, im Urlaub oder sogar beim Gottesdienst?

Über Deinem neuen Jahr 2018 möge ein guter Stern stehen. Worauf freuen Sie sich im Neuen Jahr? Es macht es leichter, den Lebenskarren zu ziehen, wenn man weiß, was schön sein kann im Neuen Jahr.  Diese Zeit der Jahreswende ist voller Sterne.  Unsere Vorfahren trafen sich schon vor über tausend Jahren zur Winterwende und zur Jahreswende an Orten wie diesen, an heiligen Orten, also an Hillige Seele, um in die Himmelslichter zu schauen, in Sonne, Mond und Sterne, weil dann auch in ihnen selbst ein Licht aufging, das Licht der Hoffnung, so wichtig als Nahrung für die Seele.

 

Zur Zeit Jesu gab es den Volksglauben: Mit jedem Kind, das geboren wird, geht ein neuer Stern auf. Und weil das Kind von Betlehem ein ganz besonderes Kind war, war sein Stern so hell, dass es bis nach Afrika und Asien schien und die Könige nach Palästina lockte. Du wirst zahlreich sein wie der Sand am Meer und die Sterne am Himmel, hat Gott dem Abraham versprochen. Mit jedem von uns, der heute Abend hier ist, ist in dieser Welt ein Stern aufgegangen, der die Welt ein Stückchen heller macht, wenn er das Gute lebt, das Gott in ihm angelegt hat.

 

Bis vor wenigen Jahrzehnten war doch auch in unserem Land jede Schwangerschaft ein großes Risiko. Es gab noch keine intensive medizinische Betreuung der Schwangeren. So gingen die Frauen zu Orten wie diesen und vertrauten sich Gott an für einen guten Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt. Ich bin heute Abend noch in meinem Heimatdorf und feiere zu Mitternacht einen Gottesdienst in einer kleinen uralten Kapelle namens Hillige Seele. Dorthin sind viele Frauen gepilgert mit unerfüllten Kinderwunsch, aber auch schwangere Frauen mit dem erwähnten Vertrauen.

Zehn Tage vor ihrem Tod habe ich im Februar 1994 mit meiner Mutter ein intensives Gespräch geführt, in dem sie ihr Leben bilanziert hat. Unter anderem hat sie mir erzählt, dass sie mit jedem ihrer sieben Kinder in der Schwangerschaft in dieser kleinen Kapelle war und aus tiefen Herzen Gott um Beistand für das Baby und sich selbst bat.  Ich war also schon an diesem Heiligen Ort, da war ich noch gar nicht geboren (und wahrscheinlich waren auch viele schon hier ………….) wo sie auch noch nicht geboren waren.

 

Im Juli dieses Jahres hat mir die Küsterin der Kapelle erzählt, dass sie vor einigen Jahren beim Abbau der Weihnachtskrippe einen Zettel fand: Auf dem stand: Lieber Gott wir sind ein junges Paar und wünschen uns so sehr ein Kind. Als sie ein Jahr später wieder die Krippe abbaute, fand sie nochmals einen Zettel, auf dem stand: Lieber Gott, danke dass Du unseren Wunsch gehört hast.

 

Natürlich glaube ich nicht, dass der Gott der Erfüllungsautomat unsere Wünsche ist. Aber er hört unsere Nöte, Sehnsüchte und Hoffnungen und legt uns die Kraft ins Herz ihnen zu folgen, wie die Drei Könige. Amen.

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