Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis 2016-09-18
Alltagsrituale, die das Leben tragen
Lk 16, 10-13
Liebe Schwestern und Brüder,
„lies die Bibel so, als wenn jeder Satz für dich ganz persönlich geschrieben wäre“, hat Dietrich Bonhoeffer gesagt. So hat er die schweren Jahre des Gefängnisses in der Nazizeit überstanden und am Ende sogar den Tod bewältigt, indem er sich immer wieder wie ein Mantra Verse der Bibel aufgesagt hat.
Helfen Sätze der Bibel, den Alltag zu bestehen, helfen sie z.B. auch gegen Sucht, psychische Krankheiten oder gegen Kriminalität?
In unserer Kirche gibt es eine Bwegung, die versucht mit Gott als Therapeuten Menschen zu heilen. Sie nennt sich Facenda da Esperanza, Höfe der Hoffnung. Sie wurde zunächst gegründet von den Franziskanerbrüdern Hans und Paul Stapel in Brasilien. Heute gibt es diese Höfe der Hoffnung auf der ganzen Welt, z.B. auch in Hellefeld im Sauerland.
Drogenabhängige oder psychisch kranke Jugendliche, magersüchtige, finden dort für ein oder mehrere Jahre Unterkunft.
Sie erleben auf den Höfen eine tiefe Gemeinschaft, sie nehmen täglich an Gebeten teil und setzten über jeden Tag einen Satz aus der Bibel, den sie leben wollen. Abends tauschen sie sich aus, wie sie diesen Satz gelebt haben. Die Heilungsquote dieser Höfe ist hoch, die Rückfallquote sehr gering. Religiöse Rituale und Strukturen werden zum Geländer, an dem sich die Menschen halten können, deren Leben total im Schwimmen ist, denen der Boden unter ihrem Leben entrissen wurde.
Sie nennen diesen Weg Rekuperation, sich selbst wieder gewinnen.
Sich selbst wieder gewinnen durch Glaube, indem ich einen Satz der Bibel über mein Leben setze? Können Sie sich das für ihr Leben vorstellen, jeden Tag einen Bibelsatz zu leben? …